Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1911) J. J. Rousseau
Entstehung
Seite
95
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Voltaires Feindschaft.|

That gross, und je entschiedener Rousseau den Parise1i | Ton verurtheilte, um so betrübender war ihm der Ge­danke, dass Voltaire aus Genf ein kleines Paris machen| könnte. Er griff daher zur Feder und erklärte dem Theater überhaupt den Krieg. Das stattlicheSend­schreiben an dAlembert über die Schauspiele, das Rousseau in wenig Wochen verfasste, beleuchtet denn von allen Seiten den Schaden, den das Theater, wie es wirklich ist, den Sitten bringen kann und bringt. Es hatte grossen Erfolg und trug vermuthlich wesent­lich mit dazu bei, dass die theaterfreundlichen Be­strebungen Voltaires in Genf keinen Anklang fanden. Darüber nun gerieth Voltaire in Wuth, und es ist wahr­scheinlich, dass der brennende Hass, mit dem er seit­dem Rousseau verfolgt hat, an der Theaterangelegenheit sich entzündet hat. Der Zündstoff freilich war schon vorher vorhanden. Zwar hatte Voltaire bisher mit Rousseau in höflicher Weise verkehrt und seine Lei­stungen, freilich in der ihm eigenen spöttischen Weise, anerkannt, aber seine ganze Denkweise war der Rous­seaus von Grund aus entgegengesetzt und er war zu sehr für seinen Ruhm besorgt, als dass ihm der Rous­seaus gefallen hätte. Es ist anzunehmen, dass auch hier Grimm seine Hand im Spiele gehabt hat. Dieser befand sich zur Zeit mit Frau von Epinap in Genf, er wird nicht verfehlt haben, den Samen des Hasses, der bei Voltaire fruchtbaren Boden fand, auszustreuen und den Ruf seines ehemaligen Freundes in dessen Vater­stadt nach Kräften zu zerstören. Rousseau hatte etwas später die grosse Unklugheit, Voltaire offen zu schrei­