Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1911) J. J. Rousseau
Entstehung
Seite
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Rousseaus Mannesalter.

ben, dass er in ihm den Verführer Genfs sehe, dass er durch ihn der Heimath beraubt sei, und dass er ihn hasse trotz aller Bewunderung seines Genies. Wie Voltaire diesen Brief heimgezahlt hat, werden wir weiter­hin sehen. Als Gehülfen Voltaires in der Verfolgung erwähnt Rousseau später oft den aus einer aristo­kratischen Familie Genfs stammenden Arzt Tronchin. Er war Voltaires Arzt und Freund, galt vielfach für einen Charlatan und war eine einflussreiche Persönlich­keit. Ob dAlembert schon damals gegen Rousseau feindlich gesinnt war, ist nicht bekannt; auf jeden Fall hat er später mit allen Gegnern Rousseaus gemein­same Sache gemacht und sich durch besondere Bosheit ausgezeichnet.

Die nächsten Jahre verflossen für Rousseau in Montmorencp ziemlich ruhig. Er vollendete dieneue Heloise, verfasste denEmil und denGesellschaft­vertrag, und unterhielt, trotz seines Einsiedlerthumes, einen ziemlich regen Verkehr. Sein weiches Herz konnte nicht lange ohne Freundschaft sein und das Schicksal führte ihm bald neue Freunde zu. Das Schloss Mont­morency gehörte dem Herzog von Luxemburg, der als Marschall von Frankreich und persönlicher Freund des Königs eine Rolle im Staate spielte. Der Marschall und seine Frau pflegten den Sommer in Montmorency zuzubringen, und um sie versammelte sich dann eine gewählte Gesellschaft. Rousseau wünschte, dem Schlosse fern zu bleiben, aber die hohen Herrschaften waren in ihren Einladungen so beharrlich(der Mar­schall selbst machte Rousseau einen Besuch), dass er

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