Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1911) J. J. Rousseau
Entstehung
Seite
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der ganz anders war als die Herren vom Hofe, unter­halten. Dass mit der Zeit die Herzogin kühler und kühler wurde, erklärt sich einfacher durch die Annahme, dass Rousseau in ihren Augen den Reiz der Neuheit verlor und sie zu langweilen anfing, als durch die Ver­muthung Rousseaus, er habe durch verschiedene Töl­peleien die Gnade der Dame verscherzt. Sei dem nun so oder so, Thatsache ist nur, dass in späterer Zeit die Herzogin sich kalt und ablehnend gegen Rousseau gezeigt hat. Dass sie ihn gehasst und verfolgt habe, dafür fehlt der Beweis.

Von den Bekanntschaften, die Rousseau im Hause Luxemburg machte, wurden besonders zwei für ihn wichtig, die der Gräfin Boufflers und die des Prinzen Conti. Die Gräfin war ein Schöngeist, unterhielt einen lebhaften Briefwechsel mit vielen Gelehrten und schrift­stellerte selbst. Auch der Prinz, dessen Geliebte die Gräfin war, hielt sich zurPhilosophischen Partei und brachte der Literatur die grösste Theilnahme entgegen. Beide haben Rousseau viele Beweise ihres Wohlwollens gegeben und haben bedeutungsvoll in sein Leben eingegriffen.

Im Anfange des Jahres 1761 erschien die neue Heloise und erregte einen Sturm des Beifalls. Rousseau gedachte nun noch den Emil und den Gesellschaft­vertrag herauszugeben und sich dann an einen stillen Ort zurückzuziehen, wo er in Frieden seine Tage beschliessen könnte. Er wollte der Schriftstellerei ent­sagen, nur noch das Wörterbuch der Musik, an dem er seit langer Zeit gelegentlich arbeitete, beenden und