Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1911) J. J. Rousseau
Entstehung
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Paranoische Stimmung.

gar Stellen daraus angeführt habe. Im Augenblicke ist meine Einbildung blitzschnell entflammt und klärt mir das ganze schändliche Geheimniss auf. Er fasste näm­lich den Gedanken, die Jesuiten hätten in Voraus­sicht seines baldigen Todes sich der Handschrift be­mächtigt und würden nach seinem Tode das Werk verstümmelt und in ihrem Sinne entstellt erscheinen lassen. Er schildert, wie unzählige Umstände ihm ein­fielen, die seine Hypothese zu bestätigen schienen, wie er überall Jesuiten sah und schliesslich in völlige Verzweiflung gerieth. Es gelang Herrn von Males­herbes, der ihn persönlich in Montmorency besuchte, ihn zu beruhigen. Rousseau erkannte seinen Irrthum und klagte sich nun in seinen Briefen auf das Schonungs­loseste an, er habe seit sechs Wochen nur Ungerech­tigkeiten begangen und Verleumdungen gegen ehren­werthe Leute ersonnen, Krankheit und Verstimmung hätten ihn ein Gewebe von Abscheulichkeiten erfinden lassen u. s. f.

Man hat in dieser Verirrung Rousseaus den Beginn der geistigen Erkrankung sehen wollen. Ich glaube, dass ein sicheres Urtheil nicht möglich sei. Man kann sagen, der Aufregungzustand des körperlich kranken, einsamen und reizbaren Mannes sei etwas Krankhaftes, doch kein Irresein im engeren Sinne des Wortes. Da­zu komme, dass Rousseau in Wirklichkeit Grund hatte sich zu beunruhigen. Es scheint, dass in der That mit seiner Handschrift Missbrauch getrieben, und dass Rous­seau von verschiedenen Seiten auf das Gröblichste be­trogen worden ist. Andererseits aber ist doch möglicher­