Der erste Brief.
die Schlechtigkeit im höchsten Grade hasse, trotzdem würde diese Empfindlichkeit allein mich nicht dazu gebracht haben, die menschliche Gesellschaft zu fliehen, wenn mich dies ein grosses Opfer gekostet hätte. Mein Beweggrund ist weniger edel, hängt vielmehr mit meiner natürlichen Beschaffenheit zusammen. Ich habe die Neigung zur Einsamkeit mit auf die Welt gebracht, und sie ist in dem Grade gewachsen, wie ich die Menschen besser kennen gelernt habe. Ich finde meine Rechnung eher bei den Wesen, die meine Einbildungskraft um mich versammelt, als bei denen, die ich in der Wirklichkeit treffe, und die Gesellschaft, deren Kosten in meiner Stille die Phantasie bestreitet, verleidet mir die gänzlich, die ich verlassen habe. Sie halten mich für unglücklich, für verzehrt von Trübsinn. O, wie sehr, mein Herr, täuschen Sie sich. In Paris war ich es, in Paris vergiftete mir die Galle das Blut, und diese gallige Bitterkeit macht sich nur zu sehr in allen Schriften bemerklich, die ich dort veröffentlicht habe. Nun vergleichen Sie diese Schriften mit jenen, die ich in meiner Einsamkeit verfasst habe. Entweder ich täusche mich, oder Sie werden in den letzteren eine gewisse Heiterkeit der Seele fühlen, die sich nicht machen lässt, und aus der man mit Sicherheit auf den inneren Zustand des Verfassers schliessen kann. Die ausserordentliche Aufregung, die ich soeben durchgemacht habe, hat Sie zu dem entgegengesetzten Schlusse geführt, aber es ist sicher, dass die Aufregung nicht in meiner gegenwärtigen Lage ihren Grund hat, sondern in einer haltlosen Einbildungskraft, die über Alles ausser sich geräth und