Die Briefe an Malesherbes.
in Allem bis zum Aeussersten geht. Unausgesetzte Erfolge haben mich empfindlich für den Ruhm gemacht, und es giebt keinen Menschen von einigem Schwunge und von tugendhafter Gesinnung, der ohne die tödtlichste Verzweiflung den Gedanken ertragen könnte, dass man nach seinem Tode an Stelle eines guten Werkes unter seinem Namen ein verderbliches setzen werde, das nicht nur sein Andenken entehren, sondern auch viel Unheil anrichten würde. Es mag sein, dass eine solche Erschütterung den Fortschritt meiner Krankheit wirklich beschleunigt hat. Wenn ich aber annehme, ich hätte in Paris einen solchen Anfall von Verrücktheit gehabt, so weiss ich nicht, ob ich nicht mit eigener Hand den natürlichen Verlauf der Dinge abgekürzt hätte.
Lange Zeit habe ich mich selbst über die Ursache des unüberwindlichen Widerwillens, den ich stets im Verkehre mit der Gesellschaft empfunden habe, getäuscht. Ich rechnete ihn dem Verdrusse zu über meine geringe Geistesgegenwart, über die Unfähigkeit, solche in der Unterhaltung zu zeigen, und dem Bewusstsein, in Folge dessen nicht die mir gebührende Stelle in der Welt zu erreichen. Aber, als ich Papier besudelt hatte und nun sicher war, selbst dann, wenn ich Dummheiten sagte, nicht für einen Dummkopf gehalten zu werden, als ich von aller Welt gesucht wurde und mehr Ehre und Ansehen genoss, als es je meine lächerlichste Eitelkeit zu verlangen gewagt hätte, und als ich trotzdem jenen selben Widerwillen eher vermehrt als vermindert empfand, da schloss ich, dass