Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1911) J. J. Rousseau
Entstehung
Seite
119
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Der zweite Brief.

tungen auseinandergesetzt, mit welcher Einfachheit hätte ich dargethan, dass der Mensch von Natur gut ist, und dass allein durch unsere Einrichtungen die Menschen böse werden. Das Wenige, was ich von der Fülle der grossen Wahrheiten, die mich in jener Viertelstunde unter dem Baume erleuchteten, fest­halten konnte, findet sich in abgeschwächter Form zer­streut in meinen drei Hauptschriften, nämlich in jener ersten Abhandlung, in der über die Ungleichheit, und in dem Buche über die Erziehung, denn diese drei Werke sind untrennbar und bilden zusammen ein Ganzes. Alles Uebrige ist mir entschwunden, und an Ort und Stelle habe ich nur die Rede des Fabricius niedergeschrieben. Das ist die Art, wie ich, ohne daran zu denken, fast wider meinen Willen zum Schriftsteller geworden bin. Es ist leicht zu begreifen, dass die Macht eines ersten Erfolges und die Kritiken der Papierver­derber mich ganz und gar in diese Bahn drängten. Hatte ich wirklich die dazu nöthige Begabung? Ich weiss es nicht. Eine starke Ueberzeugung hat mir jeder Zeit die Beredsamkeit ersetzt, denn wenn jene fehlte, war, was ich schrieb, matt und schlecht geschrieben. Es hat daher vielleicht verkleidete Eigenliebe mich meinen Wahlspruch[vitam impendere vero] wählen und fest­halten lassen und bewirkt, dass ich so leidenschaftlich der Wahrheit anhing, oder dem, was ich dafür gehal­ten habe. Hätte ich nur geschrieben, um zu schreiben, kein Mensch hätte mich je gelesen.

Nachdem ich entdeckt hatte, oder entdeckt zu haben meinte, dass die irrigen Meinungen der Men­