Die Briefe an Malesherbes.
Wesen, o grosses Wesen! ohne mehr sagen, mehr denken zu können.
So gingen in einem fortwährenden Rausche die entzückendsten Tage hin, die jemals ein Sterblicher erlebt hat. Wenn das Sinken der Sonne an die Heimkehr mahnte, erschrak ich über den Flug der Zeit und glaubte meinen Tag nicht genügend ausgenützt zu haben. Ich wollte mich seiner immerfort freuen, ich wollte das Versäumte nachholen und sagte mir: morgen komme ich wieder.
Langsam kehrte ich zurück mit etwas müdem Kopfe, aber mit zufriedenem Herzen. Dann gab ich mich einer angenehmen Ruhe hin, nahm die Bilder der Dinge in mich auf, ohne zu denken, ohne zu schaffen, mit nichts anderem beschäftigt, als die Ruhe und das Glück meiner Lage zu empfinden. Ich fand den Tisch auf meiner Terrasse gedeckt. Ich ass mit grossem Appetit unter meinen wenigen Hausgenossen zu Abend. Kein Bild der Knechtschaft und Abhängigkeit störte das Wohlwollen, das uns alle vereinigte. Selbst mein Hund war mein Freund, nicht mein Sklave: wir beide hatten immer denselben Willen, niemals brauchte er mir zu gehorchen. Meine Heiterkeit während des ganzen Abends zeigte an, dass ich den ganzen Tag in Einsamkeit verlebt hatte. Ganz anders war ich, wenn ich in Gesellschaft gewesen war, da war ich. selten mit den Anderen zufrieden und niemals mit mir. Abends war ich dann brummig und schweigsam. Diese Bemerkung rührt von meiner Haushälterin her. Seit diese sie mir mitgetheilt hat, habe ich sie durch eigene