Die Briefe an Malesherbes.
hindern, in der Weise unnütz zu sein, wie alle jene Schönredner es meinen? Ich esse nur das Brod, das ich mir verdiene; muss ich nicht also für meinen Unterhalt arbeiten und der Gesellschaft alles zurückgeben, was ich von ihr verlange? Es ist wahr, dass ich die Beschäftigungen verschmäht habe, für die ich nicht geeignet bin. Da ich fühlte, dass ich nicht die Anlagen hätte, um die Wohlthat*), die Sie mir zugedacht hatten, zu verdienen, wäre, sie anzunehmen, Diebstahl gewesen an einem ebenso bedürftigen und zu jener Arbeit geeigneteren Gelehrten, als ich. Sie glaubten bei Ihrem Vorschlage, ich sei fähig Auszüge aus Büchern zu machen und mich mit Dingen zu beschäftigen, die meine Theilnahme nicht erwecken. Da dies nicht der Fall war, hätte ich Sie getäuscht, hätte mich Ihrer Güte unwerth gezeigt, wenn ich mich anders verhalten hätte, als ich gethan habe. Man ist niemals entschuldbar, wenn man das schlecht thut, was man freiwillig thut. Ich würde jetzt unzufrieden mit mir sein und Sie würden es auch sein, besonders aber würde ich nicht das Vergnügen haben, was ich, indem ich an Sie schreibe, empfinde. Schliesslich habe ich, soweit meine Kraft es gestattete, in stiller Arbeit alles für die Gesellschaft gethan, was ich nach meinem Vermögen thun konnte. Habe ich wenig für sie gethan, so habe ich noch weniger von ihr gefordert, und ich glaube ihr in Anbetracht meines jetzigen Zustandes nichts mehr schuldig zu sein, sodass ich, wenn ich mich jetzt ganz zur Ruhe
*) Herr von Malesherbes hatte Rousseau eine Stelle am Journal des Savants angetragen.