Unglück und Beginn der Krankheit.
das unbedingteste Vertrauen, und es scheint, dass auch von Seite des alten Herrn eine überraschende Wärme der Empfindung vorhanden gewesen ist. Auch der König zeigte sich gütig gegen Rousseau. Er sicherte ihm seinen Schutz zu, bot ihm Unterstützung an und bewies ihm jederzeit als einem ebenso unglücklichen wie bedeutenden und ehrenwerthen Manne Achtung. Somit war die Lage Rousseau’s fürs Erste eine gesicherte und er Konnte Therese, die sich im Unglücke treu und anhänglich bewiesen hatte, nachkommen lassen, um mit ihr einen eigenen Haushalt einzurichten. Vollkommene Ruhe freilich fand er nicht. Die Geistlichkeit murrte auch in Neuchatel, Voltaire that, was er thun konnte, und es regnete von allen Seiten Streitschriften. Von diesen beantwortete Rousseau nur eine, nämlich den Hirtenbrief des Erzbischofs von Paris, in dem der Emil und sein Verfasser auf das Schärfste verurtheilt und die Gläubigen vor ihnen gewarnt worden waren. Rousseau’s Entgegnung erregte grosses Aufsehen und ist in der That ein Meisterwerk, das man nicht mit Unrecht Lessings Streitschriften verglichen hat. Freilich sind auch hier einzelne wahnhafte Aeusserungen vorhanden, die Sturmvögel der herannahenden Paranoia.
Kurze Zeit nach seiner Niederlassung zu MotiersTravers fing Rousseau an, sich auf armenische Art zu kleiden. Es war dies kein neuer Gedanke von ihm. Er war schon mehrmals darauf gekommen und besonders hatte er zu Montmorency, als sein Zustand den häufigen Gebrauch des Katheters nöthig machte, gewünscht,