Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1911) J. J. Rousseau
Entstehung
Seite
143
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Die Genfer Streitigkeiten.

Nachlassen der Schärfe und der Lebhaftigkeit seines Geistes zu entdecken. Auch sein Urtheil über die eigene Lage ist ein durchaus angemessenes, ruhig und klar spricht er über Freund und Feind, ja zeitweise ver­mag er über seine Gegner zu scherzen. Im Allgemeinen war das Leben Rousseaus in Motiers ganz angenehm. Die Gegend gefiel ihm und an Unterhaltung fehlte es durchaus nicht, da viele, oft zu viele Besucher den berühmten Mann zu sprechen wünschten. Verschiedene freundschaftliche Verhältnisse wurden angeknüpft, unter denen das zu Dupepyrou für Rousseau später am wich­tigsten wurde. Doch fehlten auch traurige Erlebnisse nicht: Rousseau erfuhr den Tod des Marschalls von Luxemburg und den der Frau von Warens, er musste Abschied von Lord Keith nehmen, der Neuenburg ver­liess, um sich zunächst auf seine Güter in England und dann an den Hof Friedrichs zu begeben. Anfänglich hatte Rousseau erwartet, der Genfer Rath werde sich besinnen und sein Unrecht gegen ihn wieder gutzumachen suchen. Als aber in Genf alles ruhig blieb, entsagte er feierlich seinem Bürgerrechte. Dieser: Schritt erregte Aufsehen, und ein Theil der Bürgerschaft erhob Einsprache gegen die Rousseau zu Theil gewordene Behandlung. Der Rath wies dieRe­präsentanten zurück, der Streit aber nahm seinen Fort­gang und gestaltete sich allmählich zu einem Kampfe zwischen der herrschenden Gruppe und dem eigent­lichen Volke. Als dürch eine geschickt geschriebene Schrift,die Briefe vom Lande, die Sache der Ari­stokraten obzusiegen schien, fühlte Rousseau sich be­