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Flucht nach England.
ihres Freundes, des Philosophen und Geschichtschreibers David Hume unterstützt werden würde. In gleicher Richtung hatte sich die Marquise von Verdelin, eine Bekannte aus Montmorency, die Rousseau in Motiers besuchte, bemüht. Hume hatte auf Antreiben der Damen an Rousseau geschrieben und ihm in sehr liebenswürdiger Weise seine Dienste zu Gebote gestellt. Obwohl Rousseau eine hohe Meinung von Hume hegte, die besonders durch das dem Hume von Lord Keith gespendete Lob gesteigert wurde, hatten ihn bis dahin die Vorliebe für sein Heimathland und eine natürliche Abneigung gegen England dem Drängen der Freunde widerstehen lassen. Als aber jetzt Hume, der von seinem Posten als Gesandschaftsecretär in Paris nach London zurückzukehren gedachte, seine Einladung erneuerte, und als Lord Keith sie angelegentlich befürwortete, gab Rousseau nach und reiste mit einem Passe, den seine vornehmen Freunde von der französischen Regierung für ihn erlangt hatten, nach Paris, um sich mit Hume zu vereinigen. Er glaubte in diesem nicht nur einen moralisch ebenso, wie intellectuell hochstehenden Mann, sondern auch den Freund, nach dem seine Seele verlangte, zu finden. Mit unbedingtem Vertrauen und mit demselben Uebermaasse der Empfindungen, das er früher Diderot dargebracht hatte, stürzte er sich in Hume’s Arme. Diese Reise nach Paris konnte wegen der strengen Kälte und wegen der Empfindlichkeit Rousseau’s gegen das Fahren nur in kurzen Tagereisen zurückgelegt werden. Dennoch bekam Rousseau in Epernay einen so heftigen Anfall
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