Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1911) J. J. Rousseau
Entstehung
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Flucht nach England.

ihres Freundes, des Philosophen und Geschichtschrei­bers David Hume unterstützt werden würde. In gleicher Richtung hatte sich die Marquise von Verdelin, eine Be­kannte aus Montmorency, die Rousseau in Motiers be­suchte, bemüht. Hume hatte auf Antreiben der Damen an Rousseau geschrieben und ihm in sehr liebens­würdiger Weise seine Dienste zu Gebote gestellt. Ob­wohl Rousseau eine hohe Meinung von Hume hegte, die besonders durch das dem Hume von Lord Keith gespendete Lob gesteigert wurde, hatten ihn bis da­hin die Vorliebe für sein Heimathland und eine natür­liche Abneigung gegen England dem Drängen der Freunde widerstehen lassen. Als aber jetzt Hume, der von seinem Posten als Gesandschaftsecretär in Paris nach London zurückzukehren gedachte, seine Einladung erneuerte, und als Lord Keith sie angelegentlich be­fürwortete, gab Rousseau nach und reiste mit einem Passe, den seine vornehmen Freunde von der franzö­sischen Regierung für ihn erlangt hatten, nach Paris, um sich mit Hume zu vereinigen. Er glaubte in diesem nicht nur einen moralisch ebenso, wie intellectuell hoch­stehenden Mann, sondern auch den Freund, nach dem seine Seele verlangte, zu finden. Mit unbedingtem Ver­trauen und mit demselben Uebermaasse der Em­pfindungen, das er früher Diderot dargebracht hatte, stürzte er sich in Humes Arme. Diese Reise nach Paris konnte wegen der strengen Kälte und wegen der Empfindlichkeit Rousseaus gegen das Fahren nur in kurzen Tagereisen zurückgelegt werden. Dennoch be­kam Rousseau in Epernay einen so heftigen Anfall

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