Der Verdacht gegen Hume.
Er sah, dass er das Opfer eines teuflischen Complotes war. Wiederholte Andeutungen brachten Hume nicht zum Reden, endlich entschloss sich Rousseau, deutlich zu werden. Er schrieb am 23. Juni:„Ich kenne Sie, mein Herr, und Sie wissen es. Ohne frühere Verbindung, ohne Streit, ohne Händel, ohne dass wir uns anders als durch den Schriftstellerruf kannten, liessen Sie es sich angelegen sein, mir in meinem Unglücke Ihre Freunde und Ihre Hilfe anzubieten. Gerührt von Ihrem Edelmuthe werfe ich mich in Ihre Arme. Sie führen mich nach England, scheinbar, um mir eine Freistätte zu verschaffen, in Wirklichkeit, um mich zu entehren. Sie widmen sich diesem edlen Werke mit einem Ihres Herzens würdigen Eifer und einer Ihrer Befähigung würdigen Geschicklichkeit“. Auf diese Anklage hin forderte Hume Erklärungen, und Rousseau gab sie in einem langen Briefe vom 10. Juli 1766. Sein Inhalt ist etwa folgender.
Rousseau weiss wohl, dass er einen juridischen Beweis nicht liefern kann, seine Ansicht beruht nur auf seiner Ueberzeugung. Er will offen und ehrlich den Verlauf der ganzen Bekanntschaft darlegen, und ruft Hume’s Gewissen zum Richter auf. Er spricht daher im Weiteren von Hume in der dritten Person. Zunächst schildert er den Anfang ihrer Beziehungen, ihr Zusammentreffen in Paris, ihre Ankunft in England, den glänzenden Empfang in London, die Bemühungen Hume’s, ihm Freunde zuzuführen und andere Wohlthaten zu erweisen. Hume hatte Rousseau malen lassen und hatte sich besonders bemüht, ihm eine königliche
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