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Geselliges Leben in Paris.
kunft in Kenntniss gesetzt. Die Rückkehr des schon sagenhaft gewordenen Rousseau erregte grosses Aufsehen, die Zeitungen erzählten von ihm, und auf den Strassen drängte man sich, um ihn zu sehen. Rousseau aber setzte von Neuem die Pariser in Erstaunen, denn seine Erscheinung entsprach durchaus nicht dem Bilde, das man sich von dem finsteren, menschenscheuen| Sonderlinge entworfen hatte. Er hatte die armenische Tracht abgelegt und trug einen schlichten Anzug nach der Mode seiner Zeit. Er zeigte sich unbefangen auf den Spazierwegen, verkehrte heiter mit seinen Bekannten, spielte im Cafe Schach, ging ins Theater, machte und empfing Besuche, nahm die ihm reichlich zufliessenden Einladungen an, kurz er lebte, als wäre er immer in Paris geblieben. In der Nähe seiner alten Wohnung hatte er sich wieder eingemiethet und wie früher betrieb er das Gewerbe eines Notenabschreibers, da sein geringes Renten-Einkommen in dem theueren Paris nicht ausreichte.
Der Motive, die Rousseau veranlassten, gesellig zu sein, waren offenbar mehrere. Einmal hoffte er, im Verkehre Aufschluss über die Umtriebe seiner Feinde zu erhalten, und glaubte, dass er um SO leichter einen Aufrichtigen entdecken werde, je zahlreicher die Gesellschaft war, mit der er in Beziehung trat. Andererseits aber fand er offenbar in dem lange entbehrten Umgange mit der Gesellschaft und in der Theilnahme an dem bewegten Leben der Hauptstadt eine gewisse Befriedigung. Er selbst schreibt, als er sich über die allzu häufigen Besuche und Einladungen beklagt: