„Meine tiefverwundete Seele bedurfte einiger Zerstreuung“. Gab er auch seinen Wahn nicht auf, so trat dieser doch in der ersten Zeit des Pariser Aufenthaltes in den Hintergrund, ja er mochte zeitweise vergessen werden.
Doch dauerte die Zeit der Ruhe, das Ilucidum intervallum, wie man früher sagte, nicht allzu lange. Nachdem Rousseau sechs Monate in Paris verlebt hatte, fing seine Stimmung an, sich zu verdüstern. Er erklärte, die Leute machten ihn müde, und dachte daran, sich wieder in die Einsamkeit zurückzuziehen. Mit dieser Absicht freilich war es ihm nicht Ernst, denn der Gedanke, dass er um seines Namens Ehre willen in Paris bleiben und den Feinden Stand halten müsse, wurde gerade jetzt wieder mächtiger. Da es ihm bisher nicht gelungen war, seinem Ziele näher zu kommen, griff er nun zu seinen Bekenntnissen und trug sie(d. h. das siebente bis elfte Buch) einer kleinen Zahl von Personen vor. Die erste Vorlesung fand vor einem Kreise vornehmer Herren und Damen statt. Vor ihr richtete Rousseau eine Ansprache an die Versammelten, in der er auseinandersetzte, dass es im Interesse seiner Ehre nothwendig sei, redlichen Herzen die Wahrheit über seinen Charakter und sein Leben anzuvertrauen. Ueber den Erfolg dieser Vorlesung berichtet er selbst am Schlusse des.zwölften Buches der Bekenntnisse. Die Anwesenden schwiegen und gaben nicht zu erkennen, was sie von dem Beichtigenden dachten.„Nur die Gräfin Egmont schien bewegt, sie zitterte sichtlich, fasste sich aber sehr bald wieder und blieb stumm wie