Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1911) J. J. Rousseau
Entstehung
Seite
253
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Die falschen Bilder.

gungen seien ihm ebenso fremd wie der Hass. Das Uebrige lasse sich nicht in der Kürze sagen, denn dieser Mensch gleiche keinem von denen, die Rousseau kennen gelernt hat, er fordere eine eigene Analyse. Zunächst ist Rousseau sehr erstaunt darüber gewesen, dass Jean­Jaques so gar nicht den Bildern gleicht, auf denen er dargestellt ist. Er erwartete einen schrecklichen Cyclo­pen nach Ramsay zu finden, oder einen gesichter­schneidenden Hansnarren nach Fiquet. Statt dessen zeigte sich ein kleiner alter Mann mit geneigtem Kopfe, mit unregelmässigen, aber nicht unangenehmen Zügen, mit kurzsichtigen tiefliegenden Augen und schreck­lichen Zähnen, der im Ganzen wohl den Mentor Emiles darstellen konnte, und durchaus nicht einem Bösewichte glich. Die Sache mit den falschen Bildern ist nicht bedeutungslos. Es ereignet sich wohl, dass schlechte Bilder bedeutender Männer zum Vorscheine kommen, aber dann stammen sie nicht von grossen Meistern, werden nicht überall hin verbreitet und in allen Zei­tungen angekündigt, man hängt sie nicht in allen Salons auf. Es ist ja richtig, dass die Vorstellungen, die sich Jean-Jaques in seiner Verlassenheit bildet, nicht immer der Wirklichkeit entsprechen, dass sie zum Theile aus seiner erregten Einbildung stammen. Aber im All­gemeinen scheint er richtig zu urtheilen. Er nimmt an, dass all sein Unglück durch ein Complot bewirkt wurde, das seit langer Zeit und in grösster Heimlichkeit von wenig Personen geformt wurde. Diese ge­wannen dann die Grossen, die Schriftsteller, die Aerzte(bei denenS nicht schwer war), alle ein­