Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1911) J. J. Rousseau
Entstehung
Seite
256
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Die Gespräche.

nach dem anderen ergreifen. Die Leute denken nicht gern selbst, sondern nehmen lieber Anderer Meinung an, besonders wenn diese ihren Neigungen schmeichelt. Ist einmal eine Meinung gebildet, sei es für oder wider, so wächst sie von selbst, und der Einzelne eignet sie sich ohne weitere Prüfung an. So ist es auch mit Jean-Jaques gegangen. Durch das geschickte Verfahren seiner Feinde ist er zu einem Gegenstande des all­gemeinen Widerwillens geworden, und nun ist Nie­mand geneigt oder befähigt, ihn unbefangen zu be­urtheilen. Die allgemeine Abneigung gegen die harte Wahrheit seiner Schriften machte es den Leuten leicht, auch seine Person zu verurtheilen. Gewiss sind die Mei­sten klaren Sinnes und gerecht, aber in dieser Sache ist ihr Blick umflort und sie sind wahnbethört. Frei­lich handelt es sich nicht um blosse Abneigung, sondern um allgemeine thätige Feindseligkeit gegen Jean-Jaques. An dieser kann gar kein Zweifel sein. Schon die Miene, mit der man ihn ansieht, wenn er über die Strasse geht, verräth nur zu deutlich die feindliche Gesinnung, von der die gegenwärtige Generation gegen ihn erfüllt ist. Thun sich auch zuweilen die Leute, die ihm be­gegnen, Gewalt an, jene Gesinnung dringt doch durch und wird selbst gegen ihren Willen bemerkbar. Sieht man die plumpe Hast, womit sie, Maulaffen feil haltend, stehen bleiben, sich umdrehen, ihn anstarren, ihm folgen, hört man das spöttische Geflüster, das die un­verschämten Blicke auf ihn hinlenkt, so sollte man sie für eine Schaar von Banditen halten, die hocherfreut, das