Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1911) J. J. Rousseau
Entstehung
Seite
257
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Opfer in ihrer Gewalt zu haben, sich ein Vergnügen daraus machen, es zu beschimpfen. Tritt er ins Theater, augenblicklich ist er von erhobenen Armen und Stöcken dicht umschlossen, und es lässt sich denken, wie behag­lich es ihm in solcher Presse wird. Will man ihn mit Gewalt festhalten? Nein. Sobald er die Um­zingelung durchbrechen will, gelingt es ihm. Man um­schliesst ihn nur um des Spasses willen, ihn gleichsam in einem Käfig eingeschlossen zu sehen, und weil er merken soll, dass alle sich als seine Häscher und Aufpasser wohlfühlen. Geschieht es etwa aus Wohl­wollen, dass man nicht verfehlt, auf ihn zu spucken, so oft er in geeigneter Entfernung vorübergeht? Alle Beweise des Hasses, der Geringschätzung, selbst der erbitterten Wuth, die man einem Menschen geben kann, ohne bis zu einer offenen Beleidigung zu gehen, wer­den ihm von allen Seiten im reichsten Maasse geboten. Während man ihn mit faden Schmeicheleien überhäuft und ihm die kleinen süsslichen Aufmerksamkeiten, die man hübschen Weibern erweist, darzubringen scheint, würde man ihn, sobald er wirklicher Hilfe bedürfte, mit Freude umkommen sehen, ohne auch nur den Finger zu rühren. Neulich begegnete es ihm, in der Strasse St. Honore einen gefährlichen Fall zu thun. Man eilt herzu. Aber sobald man Jean-Jaques erkennt, zerstreut sich Alles, die Vorübergehenden setzen ihren Weg fort, die Kaufleute gehen in ihre Läden zurück, und er würde in diesem Zustande allein geblieben sein, wenn ihn nicht ein armer Krämer, der noch unerfahren und schlecht unterrichtet war, zu einer Bank geführt, und

Möbius, Rousseau.