Anekdoten von Corancez.
leicht geröthet, Mund und Nase feingebildet, die Stirn gewölbt und hoch, das Auge feurig. Tiefe Furchen zogen vom Nasenflügel zum Mundwinkel, und auch die tiefgefurchte Stirn, die tiefliegenden Augen weckten den Gedanken an Melancholie. Aber unzählige Fältchen um die Augen sprachen von Heiterkeit und Witz; seine Augen verschwanden ganz, wenn er lachte. War er erregt, so drückte sein Gesicht auf das Lebhafteste seinen Gemüthzustand aus, in der Ruhe aber sprach aus seinen Augen etwas Liebenswürdiges, Feines, Rührendes, das Mitleid und Verehrung zugleich erweckte. Eingehender behandelt Corancez die geistige Störung Rousseau’s. Von den Anekdoten, die er mittheilt, seien einige wiedergegeben. Rousseau habe sich zuweilen in einem Zustande von Geistesabwesenheit befunden. Der Ausdruck seines Gesichtes war dann verändert, seine Augen starrten in das Weite, sein Arm hing schlaff über die Stuhllehne herab und pendelte hin und her. Traf man Rousseau in diesem Zustande, so konnte man von ihm die seltsamsten Reden erwarten. Einmal sprach er unter diesen Umständen mit Corancez vom Tode Ludwig’s XV., und da er schwer seufzte und voll schmerzlicher Empfindungen zu sein schien, bemerkte Corancez, der Verstorbene habe sich weder als König noch als Familienvater Anspruch auf herzliche Theilnahme erworben. Sie sehen, erwiderte Rousseau, die Folgen nicht, die dieser Todesfall für mich gehabt hat. Für alle anderen Menschen mag der Tod des Königs eine Wohlthat sein. Er war allgemein gehasst, und ich hatte dasselbe Schicksal, ohne
Möbius, Rousseau.