310 Rousseau’s Bild.
Ich füge.noch ein paar Worte über Rousseau’s Bild hinzu. Die Bilder, die man gewöhnlich sieht, sind nichtssagend und ganz unzuverlässig. Man hat vor einer Reihe von Jahren in Paris die vorhandenen Abbildungen zusammengestellt, und die Ausstellung hat ergeben, dass ein Bild immer dem anderen widerspricht. Mir scheint die Büste Houdon’s, die ich nach einem Pariser Gips-Abgusse habe abbilden lassen, allein Zutrauen zu verdienen. Der ausgezeichnete Bildhauer wurde nach Rousseau’s Tode nach Ermenonville gerufen und nahm die Todtenmaske ab; nach ihr hat er die Büste geformt. Es wäre schön, wenn wir den Schädel Rousseau’s noch besässen, aber die Gemeinheit der Menschen hat ihn zerstört. Der Convent liess im Jahre 1794 die Reste Rousseau’s in das Pantheon überführen und neben denen— Marat’s beisetzen. Im Jahre 1819 drangen mehrere Verbrecher (mit Bewilligung der schlechten Regirung oder auf ihr Anstiften hin) während der Nacht in das Pantheon ein, brachen die Särge Rousseau’s und Voltaire’s auf, steckten Beider Gebeine in einen Sack, fuhren mit ihnen an die Stadtgrenze und warfen sie in eine mit Kalk gefüllte Grube. So wurde Rousseau noch nach dem Tode misshandelt, und zwar gemeinsam mit seinem Feinde, dem es wenigstens im Leben gut gegangen ist.
Die Büste Houdon’s entspricht ganz der Schilderung Bernardin’s, Tiefliegende Augen im mageren, feingeschnittenen Gesichte, eine schöne Stirn und ein feiner Mund, den tiefe Falten umgeben. Das Ganze hat etwas Weiches, fast Weibliches; besonders Kinn