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Die Quartärbildungen der Umgegend von Magdeburg, mit besonderer Berücksichtigung der Börde / von Felix Wahnschaffe
Entstehung
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EBELING zu einem auf dem Nachbargrundstücke, der Strecke des Herrn DresTEL, gelegenen kleinen Aufschlusse, welchen das in Figur 6(Seite 61) dargestellte Profil zeigt und welches sehr gut mit den obigen Angaben übereinstimmt.

An der Grenze gegen den Kalktuff fanden sich hier im Börde­löss mehrere kleine nordische Geschiebe. welche ich nach Analogie der sonst in der Börde vorkommenden Aufschlüsse als die Reste einer Steinsohle ansehe. Da ich nun letztere für den Rück­stand des aufgearbeiteten Oberen Geschiebemergels halte, so muss ich dem Kalktuff ein interglaciales Alter zuweisen. Dass derselbe nicht secundär unter dem Löss durch die Entkalkung desselben und Wiederabsatz des Kalkes aus den Tagewassern entstanden sein kann, beweisen die darin vorkommenden Conchylien. Es muss hier ein kleines offenes Becken vorhanden gewesen sein, ın welches kalkhaltige Wasser hineinflossen und ihren Kalk als feinen Schlamm darin absetzten, so dass die zu Boden sinkenden Schalen der abgestorbenen Schnecken darin eingebettet werden konnten.

Ob die bei Schwanebeck unweit Halberstadt vorkommenden Kalktuffe, welche eine reiche Ausbeute fossiler Säugethierreste geliefert haben, dieselbe geologische Stellung einnehmen, ist mir leider nicht bekannt. Hinsichtlich der thüringischen Kalktuffe von Weimar und Gera ist neuerdings durch PEncx!) deren interglaciale Stellung mit Beziehung auf das Alter des palaeolithischen Menschen eingehend erörtert worden.

Sowohl die Sande und Grande, welche beim Rückgange des Eises der ersten Vergletscherung durch die Abschmelzwasser aus den Moränen ausgewaschen wurden, als auch diejenigen, welche die Gletscherströme des zum zweiten Male vorrückenden KEises vor sich ausbreiteten und welche gemeinhin dem Unteren Diluvium zugerechnet werden, können als interglacial bezeichnet werden. Eine derartige vielleicht zwiefache Entstehung kann für die bei Hohen­warthe zwischen dem Unteren Geschiebemergel und dem Oberen Sande lagernden Diluvialsande in Anspruch genommen werden.

') A. Pexncx, Mensch und Eiszeit, Archiv für Anthropologie Bd. XV, Heft 3.

Braunschweig 1884, pag. 9. Vergl. auch»Die Vergletscherung der deutschen Alpen«, Leipzig 1882, pag. 323.