einen kleinen Ueberſchuß abwerfen würde, zu gewinnen. Es gelang.„Jacobo Ortis“ wurde in 100 Exemplaren, eine Tragödie von 277 Seiten, gedruckt, und ſogar in einigen öffentlichen Blättern nicht allzu mißgünſtig beſprochen.
Was jetzt mit dem Dichter anfangen? Ich zeigte ihm, wie auch Andere ſich gleichſtimmig mit mir über das Werk ausſprachen, und wie wohl er daran thun würde, ſich doch eins mal dem Realen, dem Geſunden und Wirklichen zuzuwenden. Ehrlich aber wollte nicht hören. Neuerdings behauptete er, daß er auf dem rechten Wege ſei, daß es für ihn nichts Wirklicheres gebe, als Gott, und die ſich auf ihn beziehende Gedankenwelt: ich müſſe ihn nur recht verſtehen. Auf die Frage, wie ich denn zum Verſtändniſſe ſeines Denkens und Dichtens gelangen könne, gab er mir zur Antwort, wenn ich ſein Leben und den Gang ſeiner inneren Entwickelung erfahren werde. Da forderte ich ihn auf mir in Form von Briefen ſeine Lebensentwickelung mitzutheilen, hatte aber dabei vor Allem im Auge, durch dieſe geiſtige Beſchäftigung mit etwas Erlebtem und Objectiven ihn auf eine unmerkliche Weiſe von ſeinen myſtiſchen Träumereien hinwegzuziehen.
Tag um Tag brachte er mir einen Brief, und dieſe„Erinnerungen“ erregten ein immer lebendigeres Intereſſe in mir. Es eröffnete ſich meinem Auge ein Einblick in Verhältniſſe, von denen ich keine Ahnung hatte; es traten Menſchen, körnig und plaſtiſch geſchildert, mir entgegen, wie ich es der Feder dieſes jungen Mannes gar nicht zugemuthet hätte, es waren
hilderungen aus einem Volksſtamme, deſſen Eigenthümlicheiten in dieſer Weiſe, ſo viel mir bekannt, noch nicht dargeſtellt wurden.
So übergebe ich denn dieſe LebensErinnerungen der Deffentlichkeit, mit der Ueberzeugung, daß fie auch in weiteren Kreiſen Theilnahme finden werden.