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kannte, aber wie ein Orakel ehrfürchtete, zu beweiſen ſuchte, daß die gehegten Ahnungen leicht eintreffen könnten. Sei es, ſprachen ſie, die Undankbarkeit, der Grundzug der menſchlichen Natur, ſei es die Eiferſucht der Verſtorbenen, immerhin könne er einmal ſich bitter enttäuſcht ſehen u. ſ. w.
Je mehr er ſchwieg, deſto mehr ereiferten ſich die prophezeiungsluſtigen Chaſſidim und fanden hierin eine geheime Genugthuung für feine frühere Behauptung, es ſei kein Unternehmen in der ganzen Gemeinde, das fo gott⸗ und ſelbſtgefällig zugleich wäre, als das ſeinige.— Eingeſchüchtert nahm et mich ſodann wieder auf den Arm, trug mich zum ſchweren Vorhang der Bundeslade, damit ich ihn küſſe, und ſah mir dahei tieffinnig auf den Mund. Indem er ſich nun mit mir jo zwiſchen den Bänken durchgewunden hatte, verſicherte er der ganzen Verſammlung, daß er gleich morgen eine Reiſe zum Belſer⸗Rabbi machen werde, um von ihm Aufſchluß über meine Zukunft zu erhalten. Die Chaſſidim, um ſich nicht mit ihm zu verfeinden, ermunterten ihn auch zu dieſem Schritte und fügten wohlmeinend hinzu, er ſolle ohne mich hingehen, denn der„Belſer“ ſegne kleine Kinder wirkſamer aus der Ferne. Nachdem er bereits im Fortgehen die Thüre hinter ſich geſchloſſen hatte, lachten die Meiſten über ihn.
In der That rüſtete er ſich ſchon mit des nächſten Tages frühem Anbruch zur Abreiſe nach Bels. Und damit die Handlung andächtiger vollzogen werde, beſchloß er den langen Weg von zwölf Meilen zu Fuß zurückzulegef. Alſo wanderte Meiſter Samuel, kundig des Weges, über Hügel und Ebnen und erreichte erſt nach einigen Tagen zur Zeit der Abenddämmerung jenen Wald, deſſen Lage und Beſchaffenheit ihn an die wirkliche Nähe von Bels erinnerten. Hier raſtete er, erwog in der Seele noch einmal den ganzen Umfang ſeiner Angelegenheit, gürtete ſich beſſer, entſtäubte ſeine Gewänder,