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halb eingeſchlummert war, nahm der Geprieſene eine Schüffel voll Erbſen, ſetzte ſich an feinen hell erleuchteten Tiſch und begann fie ſorgfältig zu zählen nach der Deutung der Buchſtaben irgend eines heiligen Spruches aus den Pſalmen. So ſaß er zwei Stunden lang und berechnete an den Erbſen das Los meiner Zukunft. Als er nach vielen Anſtrengungen vollends ins Reine gekommen war, rief er dreimal:„Samuel!“ Dieſer, der bereits in ſeinem dunklen Gemache erwartungsboll auf dem Lager angezogen ſaß, ſprang eiligſt auf und trat in das Zimmer des Rabbi. Und der Rabbi begann und ſprach die ſeltſamen Worte:„Höre, Samuel, ich habe mit zwei Himmelsboten einen ſcharfen Streit gehabt. Wäre es nur Einer geweſen, ich hätte ihn bezwungen, denn es ſteht geſchrieben: Der Menſch iſt mehr als ein Engel“; da ihrer aber zwei waren, fo konnte ich nur zur Hälfte der Offenbarung theilhaftig werden. Darum höre und werde nicht unmuthig. Denn auch Gott, ſobald er etwas Zukünftiges offenbart, läßt einige Punkte in der Ungewißheit ſchweben, damit wir nicht in die Verſuchung kommen das Beten aufzugeben.— Ob du an deinem Pflegekind Freude haben wirſt, an ihm allein, das konnte ich in dieſer Nacht nicht erfahren; aber das iſt gewiß, und du kannſt alle deine Hoffnungen darauf gründen, daß du überaus großes„Nachas“(Wonne und Frieden) an ſeinen Kindern haben wirſt. Wundre dich nicht, Samuel, dir iſt ein langes Leben beſchert. Wenn dein Kadyſch das zwanzigſte Lebensjahr erreicht hat, dann verkünde ihm die Wahrheit ſeiner Geburt und ſeiner Abſtammung. Lehre ihn Gottes Wege gehen, ich werde ſtets an ihn denken und ſein Haupt ſegnen.“
Hoch erfreut über dieſe Verkündung, nahm Samuel mit dankbarem Herzen Abſchied vom Rabbi. Dieſer begab ſich zur Ruhe, er aber wollte und konnte vor innerer Bewegung