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Der Weg meines Lebens : Erinnerungen eines ehemaligen Chassiden / von Josef R. Ehrlich ; mit einem Vorworte von Josef Weilen
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einige Ritze hatte. Schnell riß ich ihm das Gefäß aus den Händen und ſchrie ihn an:Ihr ſeid einAm huurez! (ein Unwiſſender, ein gewöhnlicher Alltags menſch) Das Ge­ſetz verbietet mit einem ſolchen Gefäße ſich zu waſchen, ganz muß es ſein, ohne Fehl! Der Gaſt erröthete, Samuel aber ſtrahlte vor Entzücken. Wenn Freide ſich zuweilen irrte und das Meſſer, mit welchem ſie Fleiſch geſchnitten, zu­fällig in die Butter ſtach, da polterte ich, was ich konnte und rief die heftigen Worte:Wie kann man nur ſo ſündigen gegen Gott, zwei entgegengeſetzte Fettigkeiten mit einem und deniſelben Meſſer zu berühren. Da ich mich aber auf die Wiederheiligung deſſelben verſtand, ſo ſteckte ich es zwiſchen

den Bretern des Fußbodens tief hinein, überwachte es eine

volle Stunde, zog es dann wieder heraus und warf es hin

unter die Gabeln und Löffel, daß es klirrte bis in die Ohren

des Samuel, und ging mit Selbſtbewußtſein ſtolz davon. Einſt ſtanden mehrere chaſſidiſche Jünglinge vertieft und

verloren in das goldene Abendroth des weſtlichen Himmels,

den Widerſchein jener Flammen, in denen die Frevler jen­ſeits gebrannt und gepeinigt werden. Und da deutete einer mit dem Zeigefinger auf dieſe und jene Stelle, mancherlei Aufſchlüſſe gebend über mancherlei Fragen. Ich bemerkte das, lief eilends herbei und ſprach mit ſcheltenden Worten: Du Goj, was frommt dir dein Wiſſen, wenn du es wagſt, mit dem Zeigefinger frech gegen den Himmel zu zeigen? Weißt du nicht, daß man dies mit dem kleinſten Finger thun müſſe, indem man ihn etwas gekrümmt in die Höhe hebt? Er ſah es ein, billigte den Vorwurf und biß ſich zur Strafe in den Zeigefinger.

Auf der Straße hatte ich Abſcheu vor denen, die mit geſchorenem Bart und beſchnittenem Haupthaar einhergingen. Begegnete mir Jemand in deutſcher Tracht, ſo ſah ich ihm

von

Wen gehe empi Verſ Bew