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Der Weg meines Lebens : Erinnerungen eines ehemaligen Chassiden / von Josef R. Ehrlich ; mit einem Vorworte von Josef Weilen
Entstehung
Seite
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Schirſtübel, einer Seitenklauſe der alten Synagoge, mehrere Greiſe und ſchlichten die Prozeſſe der Chaſſidim, da ſich dieſe ſcheuen zur chriſtlichen Obrigkeit hinzugehen,Nein, ver­ſetzte ich,ein Dajen möchte ich nicht werden; dieſe ſitzen beſtändig an einem und demſelben Ort und bekommen einen Buckel am Rücken.Nun, ſprach Samuel weiter, indem er ſich mit den Fingern durch den Bart fuhr,ſo bin ich der Meinung, daß du ein Rabbi werdeſt in irgend einem kleinen Städtchen Galiziens , wie z. B. der Belſer, der Leſchnower, der Saſſower, oder gar wie der Dybner Rabbi ; dieſe haben einen Schemm(Ruf) auf der ganzen Welt und Geld im Ueberfluß.Wohl, erwiderte ich,möchte ich einen Schemm auf der ganzen Welt haben und Gold im Ueber­fluſſe, aber ein kleines Städtchen iſt eben klein und da möchte ich nicht lange dort bleiben können.Nun gut, meinte Samuel, indem er die Hände flach hinhielt,du kannſt ja daſſelbe auch in einer großen Stadt Rußlands ſein! Dort werden ja dieguten Juden mit Lichtern geſucht.Eh, Rußland, verzog ich den Mund,in Rußland find die wil­den Koſaken, daNein, unterbrach mich Samuel,um­gekehrt, Joſchu, die Koſaken ehrfürchten einen Raw(Rabbi); ſie öffnen ihm die Grenzſchranken, ohne ihn erſt nach einem Reiſepaß zu fragen, ohne ſeine Koffer und Säcke zu unter­ſuchen, wie ſie es gewöhnlich allen anderen Reiſenden zu thun pflegen. Und ich antwortete ganz entſchieden:Ruß­ land gefällt mir nicht, aus dieſem Grunde nicht, weil mich die Ausſprache der ruſſiſchen Juden anwidert, ſo oft ich ſie ſprechen höre; immere ſtattei, ſie können gar nichtet jagen.Still, fiel wieder Samuel ein,vielleicht wäre es dir gar genehm, einEiberlachtausfismelamed zu wer­den?(Rabbiner am oberſten Talmud⸗Cheder).Ei, was kommt dir da in den Sinn, erwiderte ich,weißt du denn