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tädte, Und einer der Vornehmen begann und ſprach zur Verſammlung:„Wol iſt es weislich von uns eine Schule ach dem Gleichniß der deutſchen Städte zu gründen, aber wie fangen wir es an, damit der Chaſſide ſonder Furcht und Mißtrauen ſein Kind in die Anſtalt ſchicke? Weiſt er denn icht ein deutſches Buch wie etwas Unheiliges von ſich? Uns elbſt verachtet er ja wegen der deutſchen Tracht und Sitte, ja wären wir die Reichen nicht, die die Stadt nach Bränden und ſonſtigen Unglücksfällen wieder emporheben, ſchon längſt jagten ſie uns zu den Schranken hinaus. Sagt Männer, wie locken wir aus dem Sumpf die verrannten Chaſſidim in unſer wohlthätig Netz!“— Und der Aelteſte erwiederte die weislichen Worte:„Was thut der Jäger, wenn er einen leicht zu verſcheuchenden Vogel fangen will? Er legt ihm als Köder jene Speiſe hin, die er am liebſten hat. Die Wege des Menſchen ſind ſeine Bedürfniſſe; das, was ſie befriedigt, nimmt ihn auch gefangen. Gebt dem Auge das Sehenswerthe und es hört auf, unſtät zu ſein; gebt dem Ohre angenehme Muſtk und es will in dieſem Augenblicke nichts Anderes hören; gebt dem Bedürſtigen ein Kleid, ein ſättigendes Mahl und all ſeine Wege führen ihn jedesmal zu Euch zurück. Darum, werthe Männer, erachte ich es als Beſtes: wir errichten gleichzeitig mit Beginn der Schule einen beſondern Fond. Bekleiden, beſchuhen wir die armen Kinder der Orthodoxen. Güte und Wohlthat wird ſie alle gefangen nehmen, den Sabbat geben wir frei, an Sonntagen halten wir Schule, das wird den Chaſſiden vorurtheilsfreier machen; die Schule wird an Zufluß gewinnen und unſer Werk ſegenbringend von Statten gehen.“
In dieſe vernünftige Rede ſtimmten die Vornehmen beifällig ein und machten ſich hurtig daran, die Schule ins Leben zu rufen.
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