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geſchreckten Geſellen. Samuel erhob ſich; er ſtand wie ein Leu, ſah mit zornigem Blicke auf mich und in mir erbebten Bruſt und Gefühl. Indeß eilte die entrüſtete Freide zur Thüre, ergriff den Beſen an der kehrenden Seite und lief auf mich zu. Unbeweglich eommandirte Samuel:„Hau, ſo feſt du kannſt!“ Ich jedoch erhob den Seſſel hinter mir, in der Abſicht mich zu ſchützen; dies mißverſtand aber Meiſter Samuel, darum ergriff er ihn raſch, drehte und wand ihn mir aus den Händen und traf mir im Ringen ſchmerzlich ans Haupt. Betäubt und vom Schrecken geſpornt, entlief ich glücklich zur Thüre, öffnete ſie haſtig und ſchon erfaßte mich die grimmige Kälte auf ſchneebedeckter Straße. Samuel, der mir auf der Ferſe gefolgt war, blieb jedoch, da er hemdärmelig war, an der Schwelle ſtehen und ergoß ſich bloß in ſchrecklichen Drohungen. Indeß lief ich durch die dunkelerleuchteten Gaſſen und ſtreckte weinend die Arme zum finſtern Himmel empor. Doch machte die ſtrenge Kälte mich bald des Laufens müde, ein Chaos von Empfindungen durchwogte mein Inneres und im dunklen Drange des Herzens nahm ich den Weg— zu Gütele.
Dieſe hatte ihre Bettſtatt in einer Kellerwohnung im Hauſe der wohlthätigen„Liebkele Herman.“ Hier angelangt, ging ich zum Gitterfenſterchen, bückte mich tief, da es tiefer als die Erde war und klopfend an die Scheibe, rief ich: „Gütele, Gütele, komm doch herauf!“ Sie erkannte ſogleich meine Stimme und kam in Haſt die hölzernen Treppen herauf. Indeß ging ich ihr bis an das Thor des finſtern Hofes entgegen.„Joſſef⸗Leben?“ fragte ſie und hielt die Hand ſo vor ſich hin.„Ja“, entgegnete ich. Wir kamen nahe aneinander und nun ſchüttete ich vor ihr mein ganzes Herzeleid aus. Darauf ſprach Mutter Gütele:„Wie nehm' ich dich auf, mein Kind, wie biſt du mir willkommen! In dieſer Kälte,“