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ſtorben; mußte ſie ja noch außerdem drei Kinder erziehen und ernähren: Wie konnte alſo ich, der Gaſtfreundin nur, der edlen, ferner zur Laſt fallen?
Ich ging zu Ben Zion Barat und klagte ihm mein Leid.
Weiſe wie er war, ſuchte er ſofort Anſtalten zu treffen, wie mir am beſten geholfen werden könne. Die Gelegenheit dazu lag aber nicht weit.
In unſerer Nachbarſchaft wohnten zwei Mädchen, Namens Sofie und Roſe. Dieſe waren die Töchter des deutſchgeſitteten Kaufmannes Markus Engländer und erhielten täglich Unterricht von Ben Zion Barat. Deſſen Gattin, die mitleidathmende Eſther, kannte meine Mutter und gedachte oft ihrer mit mancherlei Wohlthat. Markus hatte auch zwei Söhne; der eine hieß Adolf, der andere Hermann. Dieſer war den Muſen befreundet und kannte mich ſehr gut; jener lernte die Handelswiſſenſchaften und diente dem Vater mit treuem Gemüthe. Das ganze Geſinde wohnte in einem ebenerdigen Hauſe und ewiger Friede lächelte ſtets zu den Fenſtern heraus. Dorthin begab ſich alſo Ben Zion Barat, ſchilderte der Herrin des Hauſes meine gegenwärtige Noth, ſprach auch über meine frühere Knechtſchaft unter den Chaſſidim und wie ich allmälig erwachte, wie ich Bewußtſein erlangte über Geburt und geiſtige Freiheit, wie ich mich ſträubte und bäumte gegen die niederdrückende Wucht des Samuel, ſchilderte auch mein Weſen und wie Ermunterung und Freundſchaft meine Ausbildung befördern würde u. dgl. m. All die Umſtehenden, Sofie, Roſe, der verſtändige Adolf und der gefühlvolle Hermann waren darüber im Innern bewegt und Eſther begann und ſprach die erfreulichen Worte:
„Wahrlich, was könnte es uns ſchaden, wenn wir ihn, den letzten Sohn einer vielgeprüften Mutter, in unſer Haus nähmen, ihm Schutz und Beiſtand gewähren? Unverringert