— 113—
ſchnell überholt, ein Meer von Gluthen ergoß ſich mit praſſelnden Wogen dahin, es ſchäumten die Funken mit wirbelnder Giſcht hoch zum geräumigen Himmel— es erglühte die Wölbung und verdunkelt ſtand die untergehende Maienſonne.
Indeß kamen von Nah und Fern mit verſengten Kutten und Kleidern ſchwerbepackte Männer und Weiber und beſetzten mit verzweifelter Haſt den Wall. Plötzlich aber flammte es aus den Kaſernen auf, es knarrten und flackerten ſchnell die Dächer ringsum den Hof und von Neuem flüchteten die Ausruhenden ziellos dahin. Mit gepflanzten Bajonetten rückte, dumpf trommelnd, das Militär heraus und erhöhte den erſchütternden Eindruck des Elends. Wie betäubt irrte ich herum, verzehrt von einem brennenden Durſte und fing heftig zu weinen an. Und wie ich ſo weinte, erinnerte ich mich an meine blinde, hilfloſe Mutter, die ich verlaſſen hatte. Das Gewiſſen klagte mich an und ich lief wie ein Schuldiger über Hecken und zertretene Gärten und kam endlich in die Lemberger⸗Gaſſe, von welcher der Volksmund behauptet, daß ein Rabbi ſie geſegnet habe und— wirklich brannte dort kein Haus. Von unſäglicher Müdigkeit übermannt, warf ich mich auf die Erde, umlagert von Männern, Weibern und Kindern, und bat ein Mädchen um einen Trunk Waſſers. Sie gewährte ihn mir und es überfiel mich ein feſſelnder Schlaf.
Indeß kam der Abend heran, die Nacht, heller und hölliſcher iſt es geworden, es leuchteten alle Geſichter und eine Glühhitze währte jedem den Eintritt in die Mitte der Stadt. Nachdem der Brand bereits auch die Bauernhütten des Vorortes Jardyka, ſammt den angrenzenden Waldungen verſchlungen hatte, wühlte er ſich erſt mit rechter Schärfe nach innen hinein, um gründlich alles zu zerſtören, was Taglöhner⸗Hände gebildet.— Mittlerweile erwachte ich wieder
8