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Der Weg meines Lebens : Erinnerungen eines ehemaligen Chassiden / von Josef R. Ehrlich ; mit einem Vorworte von Josef Weilen
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117
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KJ

Brücke damit nach Weltuntergang hinüber, ich kann ihn nicht ſinken laſſen. In mir erzitterten die Glieder, ich konnte kein Wort hervorbringen. Und Balaban redete ſie an und ſprach:Gütele, Euer Sohn ſteht ja vor Euch; laßt doch den Bund Stroh und umfaſſet ihn!Mutter, hörſt du mich nicht? rief ich mit bebender Stimme.Horch, der Sturm bringt mir ſeine Worte, ſprach ſie und umklammerte feſter den Bund Stroh. Ein kalter Schauer fuhr mir durch die Seele, dieweil Dienele mit ſcheltenden Worten mich ver­dammte. Ich verſuchte indeß der Mutter den Bund Stroh zu entreißen und zerrte ihn an mich; ſie aber. zerrte ihn an ſich und ließ nicht los.Er könnte Feuer fangen! mahnte ich ſie, doch alle Entgegnung war ein Gewirre von unerhörten Worten. Vergeblich war meine Gegenwart, Dienele jammerte, die Umſtehenden weinten und weinend ſchlich auch ich mich bei Seite, gefolgt von meinem theilnamsvollen Freunde. Mit bangem Gemüthe erwog ich mein ferneres Schickſal, meine Verlaſſenheit und daß kein Menſch auf Erden die beſorgte Seele einer Mutter mir jemals erſetzen werde.