Herzens, es ſproße und grünte jetzt nichts mehr aus demſelben hervor, dunkel, aber reich, lag mein ganzes Innere vor ihm und er rüſtete ſich, der Samen mancherlei in meinen Schooß zu ſtreuen, damit dieſer in Zukunft kein Gemeinplatz müſſiger Sprößlinge werde.— So mein Zuſtand in dieſer wechſelvollen Zeit.—
Tage und Wochen vergingen, und die Welt erbarmte ſich der verwüſteten, vielgeprüften Stadt Brody. Aus Nah und Fern ſtrömten milde Gaben zu. In Lemberg wurden Brode gebacken und an beſtimmten Tagen vertheilt; auch Kiſten gefüllt mit Kleidungsſtücken gelangten an die Vorsteher und reich= lich ſpendete man den Entblößten. Ich, der ich im Hauſe des Hermelin noch immer wohnte, hatte zwar an meinem täglichen Bedarfe keinen Mangel, aber da meine Kleider ſtets bei der Mutter waren und keiner während des Brandes meine SabbatKutte retten konnte, ſo war ich bis auf die Leinen, die ich am Leibe trug, nackt und bloß. Nun hatte ich die Gelegenheit mich mit neuen Kleidern zu verſehen; aber, dachte ich, da es mir frei ſteht, ohne irgend wem damit ein Aergerniß zu geben, ſtatt der jüdiſchen Tracht die deutſche zu wählen, wäre es nicht beſſer, ich laſſe mir bei der Vertheilung ſtatt der langen Kutten und kurzen Hoſen, kurze Röcke und lange Hoſen geben? Gedacht, gethan. Der Verwandlungstrieb meines Geiſtes zum Vortheile eines höhern Verſtandes überwand alle kleinliche Bedenken und ſo erſtand ich wie ein Phönix aus den Gluthen in verjüngter, deutſcher Form. Die Luft hatte mich in den erſten Tagen unmittelbarer als je berührt und wirkte auch erneuernd oder vielmehr erfriſchend auf mein Gemüth. Ich vergaß das Nichts, welches meine Gedanken ſo quälend zurückhielt; fie alle flogen jetzt leich empor und mengten ſich ſchon unter die ſeltſam geflügelten Schwalben.
Auch die Schule hatte wieder begonnen und es nahte mit dem Monate Juli das Ende des zweiten Semeſters. Da