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legte er dieſe Form ab und will mir— zur Allgegenwart werden!“ Halb Wehmuth, halb göttlicher Faſſung, verließ ich die Bettſtatt meiner Mutter und ging noch den letzten Weg zu Ben Zion Barat. Als mich dieſer erblickte, ſtaunte er über mein reiſefertiges Erſcheinen, und ſprach:„Nicht ſo, Ehrlich, habe ich es gemeint. Du hätteſt noch hier ganz gut die Unterrealſchule beſuchen können, in Lemberg die Oberrealſchule, und dann erſt, wenn du reif genug für die Technik geworden, mit einem beſtimmten Vorhaben nach Wien gehen. Planlos, mit wenig Geld und Wiſſen wagſt du dich in die weite Ferne, nach Wien , wo dich vielleicht ein Knabe an Bildung übertreffen wird? Gebe der Himmel, daß es dir wohlergehe, ich ſage dir, du unternimmſt etwas Uniberlegtes und geradezu Unſinniges.“ Und ich erwiederte mit gehobener Bruſt:„Gott wacht über mich! Er zieht mich in die Fremde, um ſeinetwillen verlaſſe ich die Heimat. Wird es mir ſchlecht ergehen, ſo werde ich ſeinen Namen anrufen, und mir wird geholfen werden!“ Ben Zion Barat lächelte und ſprach:„Daß es dir noch jetzt, bei ſolchem bedenklichen Unternehmen, einfallen kann zu ſchwärmen! Nun gut, haſt meinen Rath nicht befolgt, gehe. Sollteſt du aber dein Unternehmen bereuen, ſo wende dich nicht an mich.“ Ich aber erwiederte ahnungsvoll:„Mein theurer Lehrer! Mit leeren Händen gehe ich, und mit Früchten beladen kehre ich noch zu Ihrer Freude und Ehre zurück. Leben Sie wohl, alle ihre Zöglinge hat der Wind der Neigungen nach allen Richtungen hin getragen, mich auch trägt es dahin, ob auf ungeſtüme See, oder auf ſicheren Boden— in das Leben gehe ich, und lebendig ſoll es mich wieder bringen. An meinen Gefahren ſollen Sie meine Siege zählen!“—„So lebe denn wohl, Ahnungsreicher!“ ſprach Ben Zion Barat und reichte mir die Hand.„Ich wünſche dir gewiß alles Beſte und erwarte auch alles Beſte, nur leider überwiegen Zweifel meine ſo