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Der Weg meines Lebens : Erinnerungen eines ehemaligen Chassiden / von Josef R. Ehrlich ; mit einem Vorworte von Josef Weilen
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gern gehegten Hoffnungen, was aber nicht wäre, wenn du meinen Weg betreten hätteſt, oder wenn ich nur wüßte, daß etwas Beſtimmtes dir vor Augen ſchwebt. Glück auf den HJ. . Alſo ging ich ungeleitet von Freunden, Bekannten und Verwandten allein, hinter die Stadt, grüßte mit thränenden Augen alle Bäume und Fluren und Hügel, trennte mich ſchwer von den ſeelenloſen, einſamſtehenden Gewächſen, denen ich ſonſt Gefühle gab, Gefühle wiederempfangend. Es war Mitte Aluguſt, die ganze Natur ſtand im letzten Schmucke des Som­mers, und als ob Alles mich gefragt hätte, wohin ich ginge, crwiederte ich mit bangender Wehmuth:Mit den Sing­wvögeln, ihr Stauden und Gebüſche, ziehe ich fort; mich drängt ihr geheimer Zug nach dem Süden. Beſtimmt eile ich dem Beſtimmungsloſen entgegen, meidend nur das Kahle und Kalte. So lebt denn wohl, ihr waret mir mehr als die Häuſer der Menſchen, und vielleicht werde ich auch dort Hier zog an meinem Geiſte eine düſtere Wolke vorüber und umſchattete meine helleren Ahnungen. Doch bald ſtrahlte mir wieder Gottes Alngeſicht durch die Natur und ermuthigte mich.

So gegen Vorabend beſtieg ich mit mehreren Reiſenden den Wagen. Hinter mir ſegneten Freunde und Freundinnen, Bekannte und Verwandte die Fortziehenden alle, und es be­

gann das Herz in mir zu weinen, daß kein treuer Laut mir gegolten.Ach, rief ich, wo find alle diejenigen hin, die mein ſich nannten? Wo iſt Samuel, der wie ein Vater mich auf

den Händen getragen? Wo iſt Freide, die mir ſo viele ſchlaf­

loſe Nächte gewidmet? Wo iſt meine Mutter, die um den letzten Sproß ihres Schooßes zwanzig Jahre in Nacht dahin­gelebt und endlich, wo ſie die Freuden ihrer Mutterliebe ge­nießen ſollte, eine Beute des Wahnſinns geworden?! Wo iſt Ben Zion Barat mit all ſeinem Vertrauen auf meine Zukunft,