Heft 
(1955) 2
Seite
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Da stürzte Günter in das Zelt und riß die anderen aus dem Schlaf. Wirr gingen Fragen und Antworten durcheinander. War ein Verbrechen ge­schehen? Befand sich ein Mensch in tödlicher Gefahr? Sie standen und horchten mit halboffenen Mündern, spähten über die schmale Lichtung zum Walde hinüber. Waren da nicht leise tappende Schritte zu vernehmen? Kamen sie nidit näher? Günter faßte den Stock fester, und sie traten enger zueinander, während eine heimliche Angst an ihre Kehlen griff.

Näher und näher kamen die tappenden Schritte, aber noch war nichts zu sehen, nichts zu erkennen. Doch da, bewegte sich nicht etwas Helles im Schatten der Bäume? Was mochte das sein? Dicht an den Boden gedrückt, bewegte es sich vorwärts. Gleich mußte es im Licht des Mondes auf der freien Fläche erscheinen.

Wieder verharrte das unbekannte Wesen und trotz der Spannung, die sie ergriffen hatte, fuhren die Jungen zusammen zum dritten Mal schnitt der Schrei in die lauschenden Ohren. Fast klang er wie das Schreien eines Schweins, doch spitzer, schärfer, wie in irrer Angst aus eines Weibes Kehle.

Noch enger drängten die Jungen aneinander, schauten aus weiten Augen über die mondhelle Lichtung zu dem unbekannten Wesen hinüber, das da eben wieder so fürchterlich geschrien hatte. Jetzt bewegte es sich wieder, kam noch näher heran und erschien endlich auf der freien Fläche.

Otto erkannte es zuerst, doch dieses Erkennen kam ihm so unerwartet, daß er noch ungläubig schwieg. Aber dann sahen auch die anderen, wem sie den nächtlichen Schrecken zu verdanken hatten, und fast wie aus einem Munde kam es wie ein Aufatmen:

Ein Dachs ein Dachs, und schon liefen sie los und umringten Meister Grimbart, der nun seinerseits, über die plötzliche Störung entrüstet, in eiligem Trott zurück in den Wald strebte.

Günter, Otto und Jürgen sahen ihm nach, bis ihn der Schatten des Waldes verschluckt hatte, und gingen dann zu ihrem Zelt zurück. Aber noch lange lagen sie wach und konnten nicht einschlafen. Der seltsame Schrei des Dachses beschäftigte sie zu sehr, und sie wunderten sich, daß sie bisher noch nie etwas davon gehört oder gelesen hatten.

Als sie am anderen Morgen das Zelt zusammengepackt hatten, schwangen sie sich auf ihre Räder und fuhren weiter durch das Prignitzer Land, wo sich überall die Menschen zur Ernte zu rüsten begannen. Auf einem Wald­wege trafen sie einen Förster, und sie berichteten ihm von ihrem nächt-