Heft 
(1955) 2
Seite
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Winterwald, den Hund am Riemen. Einer Spur hingen wir nach, einer Perlenkette, die sich durch den Schnee zog. Das anfänglich nicht sehr starke Interesse wurde plötzlich hellwach, als sich zu dieser Fuchsspur eine zweite gesellt. Aha,man steigt nach! Eine Fähe mit einem ihrer Witterung folgenden Galan! Denn Reinekes Sippe hält in diesen Winternächten Hoch­zeit. Und solch eine Hochzeitsreise pflegt sehr oft in einem Bau zu enden. Unsere Passion bannte uns jetzt an diese Doppelspur. Alle Bogen und Haken und Widergänge machten wir mit, und wir kamen nach einem kilometerlangen Hin und Her dem Teufelsberg näher. Am Berg selbst angelangt, tauchte die Doppelspur plötzlich unter. Direkt hinein in den Sandhügel dieses Spukberges. Wie ein Magnet hatte er also das Pärchen angezogen. Er konnte anscheinend nicht nur Schrecken einjagen, sondern auch Schönes verheißen!

Es war kein großer Bau, keine alte Burg Malepartus, sondern nur eine einzige Röhre, die in den Teufelsberg hinein führte. Die Fähe nimmt in dieser Zeit gern solche Sackröhren an. In ihnen kann sie sich die allzu aufdringlichen Kavaliere leichter vom Leibe halten. Der Jäger jedoch liebt solche Löcher nicht, denn sie bringen ihn oft um den Erfolg. Wegen des vorliegenden Hundes können die Füchse dann nicht springen.

Mein Krummbein, ein giftiger saufarbener Rauhhaarteckel, hatte die Situation längst erfaßt. Er spannte den Riemen und wollte den Rotröcken voll Kampfeslust an die Kehle. Nur gemach! Du kommst schon noch zu deinem Duell! Wir suchten uns beide in dem Stangenholz einen günsti­gen Platz, gutes Schußfeld und gut unter Wind. Dann nahm ich dem Rauhbautz die Halsung ab. Wie ein Blitz war er verschwunden und schon ging unten im Teufelsberg die wunderschönste Musik los. Ich kannte meinen Piefke, und auch diesmal ging es wie erwartet. Nachdem er so zehn Minuten giftig verbellt und attackiert hatte, ärgerte ihn die Erfolg­losigkeit, und er kam nach draußen, um eine zweite Röhre zu suchen. Dabei packte ich ihn und steckte ihn schnell in den Rucksack. Denn wenn es klappte, klappte es nun meistens ebenfalls recht schnell.

In höchster Spannung warteten wir. Mit ein paar energischen Knüffen brachte ich den auf meinem Rücken vor Aufregung und Kampfesgier zitternden und winselnden Hund zur Ruhe. Da! Schon erschien das erste Spitzbubengesicht. Ein kurzes Winden. Die Luft ist rein! Nur hinaus aus diesem Loch, wo dieser rauhhaarige Teufel erschienen war! Dichtauf folgte der zweite. In sausender Fahrt und mit wehender Standarte gings den Berg hinunter. Der eine nach links, der andere nach rechts. Und da stank es nun auch noch nach Pech und Schwefel! Aber das merkten die beiden Rotröcke schon nicht mehr. Im Doppelknall riß es sie zusam-

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