ben“, war die Meinung der Archäologin. So gingen die Spaten denn auch beim Teufelsberg ans Werk.
Als ich eines Tages dabei sein konnte, waren die Spaten schon beiseite gelegt. Die Maurerkelle, leichte Spachtel, Teelöffel, weiche Pinsel waren jetzt das Handwerkszeug. Behutsam, sehr vorsichtig und liebevoll wurde die Arbeit fortgeführt, nachdem die ersten einwandfrei künstlichen Anlagen zutage getreten waren. Es ist etwas unendlich Beglückendes um solche Entdeckerarbeit. Die Spannung ist noch gewaltiger, als wenn man überm Fuchsbau steht. Und die Erfüllung noch beseligender als bei einer schnell erhaschten Beute. Uralte Spukgeschichten hatten die Forscherarbeit veranlaßt. Ein geheimnisumwitterter Hügel hatte den feinnervigen Spürsinn der „Jägerin“ geweckt. Voll Skepsis hatten die andern, die nicht so „Besessenen“, zugeschaut. Doch dann kam nun wirklich das erste sichtlich von Menschenhand Gefügte und Veranlagte zum Vorschein: Stein- packungen, Urnen, Scherben, Beigaben, Brandreste! Da ergriff es alle wie ein Fieber. Auch den schlichten Arbeiter, der ja eigentlich nur seines Tageslohnes wegen hier draußen war. Das ist das zusätzliche Geschenk, daß bei solchen Gelegenheiten zu allen anderen Erkenntnissen auch die kommt, daß wohl in jeder äußerlich rauh scheinenden Hülle zuinnerst ein kostbarer, wertvoller Kern steckt, daß Forschungsdrang und Entdeckerfreude in jedem Menschen leben.
Der Teufelsberg enthüllte uns Staunenden nun seine Seele. Der Spukberg wurde vor unseren Augen zum Heiligtum. Die unheimlichen bösen Geister wandelten sich in die schönste Darlegung menschlichen Denkens und Liebens.
Der „Friedhof“ spiegelt bei allen Völkern die höchste Ausdrucksform ihres seelischen Empfindens. Hier auf dem heutigen „Teufelsberg“ hatten unsere Vorfahren einst mit größter Sorgfalt ihre Toten zur letzten Ruhe gebettet! Und ein besonders ergreifendes zeigte sich: Inmitten der übrigen Grabanlagen wurde in behutsamer Bergungsarbeit ein großer Steinkranz freigelegt, der, einst sorgsamst gepackt und wie mit einem riesigen Zirkel in wundervollem konzentrischen Doppelkreis angelegt, weitere Gräber im Bannkreis barg. Man konnte sich nicht trennen von dem Anblick dieser in grauer Vorzeit auf unserem Heimatboden mit geometrischer Genauigkeit geschaffenen „Massengrab“-Anlage. In Andacht und in tiefem Sinnen stand man davor, und selbst das Foto läßt uns heute noch das Erregende spüren und das Geheimnis suchen, das in diesem großen Doppelsteinkranz steckt, der einen Durchmesser von 7 m hat.
Denn ein letztes Geheimnis blieb trotz aller Forscherarbeit, trotz aller Deutung und aller wissenschaftlichen Erkenntnismöglichkeiten. Als nach
63