siert hatte: «... es ist zweimal richtig, daß viele meiner Figuren nach dem Bilde meines Vaters - mit dem ich übrigens selbst viel Ähnlichkeit habe, nur daß er naiver war - gearbeitet sind. »
Aufschlußreich ist auch der Hinweis auf « Fräulein Conrad » und deren Verlobten, der, wie es gegen Ende des siebenten Kapitels heißt, « ein sehr scharfer Kritiker» sei. Fontane drückte an dieser Stelle Paul Schlenther coram publico Dank und Hochachtung aus. Schlenther, seit Mitte der achtziger Jahre mit Fontane befreundet, seit Ende 1889 sein Nachfolger als Theaterreferent der Vossischen Zeitung, gehörte zu den Avantgardisten der naturalistischen Bewegung und zu den einflußreichen Bewunderern des alten Fontane, den er - gerade auch mit den « Poggenpuhls » - für den Naturalismus zu reklamieren suchte. Auch mit Paula Conrad, die der Dichter als « kleine, leidenschaftliche, kratzbürstige Person » schätzte, war er gut bekannt; in beiden fand er die progressive Intelligenz seiner Zeit repräsentiert, wie sie sich im Bereich des Theaters um die « Freie Bühne » in Berlin geschart hatte.
Das Theater - in den « Poggenpuhls» als Lebensalternative junger Adliger (Klessentin) und als gesellschaftliches Ereignis (« Quitzow »-Aufführung) behandelt - war ja für Fontane gleichfalls ein Stück Lebensgeschichte. Denn mit nur unbedeutenden Unterbrechungen hatte er nahezu zwanzig Jahre hindurch über die Inszenierungen des Königlichen Schauspielhauses für die Vossische Zeitung referiert, und gerade der Bericht über Ernst von Wildenbruchs « Quitzows » (uraufgeführt am 9. November 1888) war für den routinierten Kritiker eine dankbare Aufgabe gewesen. Denn über die Quitzows konnte kaum einer so gut mitreden wie eben Theodor Fontane, der im Sommer 1887 eine längere Aufsatzfolge über «Quitzöwel oder die Quitzows in Geschichte, Lied und Sage » geschrieben hatte. Die Arbeit, zuerst 1888 in der Zeitschrift «Zur guten Stunde» veröffentlicht, erschien im Oktober des gleichen Jahres in Fontanes Buch «Fünf Schlösser». So schrieb er denn auch in seiner Besprechung des Stückes aus souveräner Kenntnis der Materie: «... wenn je ein Stoff eine Ausnahme bildete, so dieser Quitzow-Stoff. Jeder, der ihn mal, für diesen oder jenen Zweck, unter Händen gehabt hat, wird das aus Erfahrung wissen. Der Quitzow-Stoff ist keine Metze Mehl, daraus man seinen Kuchen ohne weiteres backen kann, sondern ein Scheffel und, wenn man an die dickleibigsten Bücher geht, sogar ein ganzer Wispel Kleie, draus sich der arme Kuchenbäcker die paar brauchbaren Körner erst heraussuchen und sie dann zu vorläufiger Mehlbereitung beiseite schieben muß.» Dies eben sei Wildenbruch gelungen, und Fontane bescheinigte dem Autor, daß er ein « deutsches Stück » geschrieben habe, « das als solches weit über die Territorien zwischen Havel und Spree hinaus seinen Siegeszug machen und alle partikularistischen Gefühle - wohin vor allem auch der fVotw^itfZpartikularismus unserer altpreußischen Provinzen gehört - siegreich überwinden wird ».
Fontane hatte sich also mit dem Quitzow-Stoff sowohl als « Wanderer durch
7 °