Heft 
(1891) 67
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Unwiederbringlich.

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zu geben und fragte leicht und wie von ungefähr nach dem Porträt über dem Kamin.Ich sehe, daß es König Christian ist (wo begegnete man ihm nicht) und so kann von einem besonderen Interesse kaum die Rede sein. Aber desto mehr interessirt mich die Frage, von wem es herrührt. Ich würde einen Spanier vermuthen, wenn ich nur wüßte, daß wir jemals einen spanischen Maler in Kopenhagen gehabt hätten."

Schleppegrell wollte Rede stehen, aber Ebba schnitt ihm das Wort ab und sagte:Das geht nicht, daß wir, wenn nun 'mal über Kunst und Bilder ge­sprochen werden soll, mit einem Bilde König Christian's beginnen, auch wenn es wirklich von einem Spanier herrühren sollte, was ich bezweifeln möchte, genau so wie Graf Holk, mit dem ich mich wenigstens in Kunstsachen öfters zusammen- sinde. Lassen wir also den unvermeidlichen König. Ich meinerseits erführe lieber (und dabei zeigte sie nach der Wand gegenüber), wer die Beiden da sind? der Alte mit dem Spitzbart und die vornehme Dame mit der Weißen Kaputze?"

Der mit dem Spitzbart ist Admiral Herluf Trolle, derselbe, von dem unser König Frederick der Zweite dies Schloß hier in Kauf oder Tausch nahm und es dann Fredericksborg taufte, nach seinem eigenen Namen. Von dem alten Schloß blieb kein Stein auf dem andern, und nichts Wurde mit herübergenommen, als diese Schilderten hier rechts und links, die den großen Seesieg bei Oeland unter Admiral Herluf Trolle verherrlichen und mit den Schilderten zugleich die dazwischen hängenden Bildnisse von Herluf Trolle selbst und von Brigitte Goje, seiner Eheliebsten, die wegen ihrer protestantischen Frömmigkeit fast noch gefeierter war als ihr Gemahl."

Was, wenn sie wirklich so fromm war, Niemanden überraschen darf," sagte Pentz mit Emphase.Denn so gewiß es mir ist, daß Schauspielerinnen und Fürstengeliebte die populärsten Erscheinungen sind, gleich nach ihnen kommen die Frommen, und mitunter sind sie sogar um einen Schritt voraus."

Ja, mitunter," lachte Ebba.Mitunter, aber selten. Und nun, Pastor Schleppegrell, was ist es mit dieser Herlus Trolle'schen Seeschlacht? Ich fürchte zwar, daß sie gegen meine lieben Landsleute, die Schweden, geschlagen wurde, jedenfalls aber, den Kostümen nach zu schließen, in einer vor-rosenbergschen Zeit, und so seh' ich denn meinen Patriotismus nicht allzu direct heraus gefordert. Ueber- dies Seeschlachten! Seeschlachten sind immer etwas, wo Freund und Feind gleich­mäßig ertrinken und ein wohlthätiger Pulverdampf über Allem derart aus­gebreitet liegt, daß ein Plus oder Minus an Todten, was man dann Sieg oder Niederlage nennt, nie festgestellt werden kann. Und nun gar hier, wo wir zu dem Pulverdamps auch noch die dreihundertjährige Nachdunkelung haben."

Und doch," sagte Holk,scheint mir noch Alles leidlich erkennbar, und wenn wir nachhelfen . . . Aber freilich, wo das nöthige Licht dazu hernehmen?"

O, hier," sagte die Prinzessin und wies auf die Stelle, wo die Kienfackeln lagen.Es wird etwas Blak geben, aber das steigert nur die Illusion, und wenn ich mir dann sage, daß unser Pastor und Cicerone vielleicht seinen guten Tag hat, so werden wir die Seeschlacht noch 'mal wie miterleben. Also, Schleppegrell, ans Werk und thun Sie Ihr Bestes, das sind wir einem Histo-