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Deutsche Rundschau.
riker vom Range Holk's schuldig. Und vielleicht bekehren wir ihn auch noch aus dem Schleswig-Holsteinismus in den Danismus hinüber."
Alles stimmte zu, während Pentz mit zwei Fingern einen leisen Beifall klatschte, Schleppegrell aber, der Bildercustode von Passion war, nahm eine der großen Kiensackeln und fuhr damit, nachdem er sie angezündet, über die linke Bildhälste hin, auf der man nun, in düsterer und doch greller Beleuchtung, die Segel zahlloser Schiffe, Flaggen und Wimpel und vergoldete Gallions, dazu die Weißen Wogenkämme, nichts aber von Schlacht und Pulverdampf erkennen konnte.
„Das ist aber doch sicher keine Schlacht," sagte Ebba.
„Nein, aber die Vorbereitung dazu. Die Schlacht kommt erst; die Schlacht ist an der anderen Seite, gleich rechts neben der Brigitte Goje."
„Ah," sagte Ebba. „Ich versteh'; ein Doppel-Schlachtbild, Anfang und Ende. Nun, ich bin Aug' und Ohr. Und immer, wenn Ihr Kienspan an dem Schiffe vorbeisährt, darauf Herluf Trolle commandirt, dann muß ich bitten, ihm (oder auch mir) eine Viertelminute zu gönnen, damit ich ihm Reverenz machen und mir sein Bild, auch inmitten der Schlacht, einprägen kann."
„Das wird Dir nicht glücken, Ebba," sagte die Prinzessin. „Herlus Trolle steckt viel zu sehr im Pulverqualm oder ist in der Nachdunkelung untergegangen, und Du mußt Dir an seinem regelrechten Porträt da genug sein lassen . . . Aber nun beginnen Sie, Schleppegrell, und treffen Sie's im Maß, nicht so kurz, daß es nichts ist und nicht so lang, daß wir uns ängstlich ansehen. Holk ist ein Kenner, Gott sei Dank einer von denen, die den Erzähler nicht besangen machen; — er weiß, Kunst ist schwer."
Unter diesen gnädigen Worten war Schleppegrell wieder an den Kreis der um den Kamin Versammelten herangetreten und sagte: „Gnädigste Prinzessin befehlen und ich gehorche. Was wir da sehen oder vielleicht auch nicht sehen," und er wies auf die zweite, nicht einmal vom Widerschein des Feuers getroffene Hälfte des großen Wandbildes, „was wir da sehen, ist der entscheidende Moment, wo der Makellos' in die Luft fliegt."
„Der Makellos d"
„Ja, der Makellos'. Das war nämlich das Admiralschiff der Schweden, die gerade damals, trotz ihres irrsinnigen Königs (denn es waren die Tage von König Erich XIV.) auf der Höhe ihrer Macht standen. Und gegen die Schweden und ihre Flotte, die sehr stark und überlegen war und neben dem Makellos' auch noch andere große Schiffe hatte, gegen diese schwedische Flotte, sag' ich, gingen die Unsrigen unter Segel, und der, der sie commandirte, war unser großer Herluf Trolle. Und als sie aus der Kjöge Bucht heraus und auf hoher See waren, segelten sie scharf östlich aus Bornholm zu, wo Herluf Trolle die schwedische Flotte vermuthete. Die lag aber nicht mehr bei Bornholm, sondern vor Stralsund unter Admiral Jacob Bagge. Und kaum, daß der vernommen, daß die Dänen ihn suchten, so gab er auch schon seinen Ankergrund vor Stralsund auf und fuhr nordöstlich, um sich dem Feinde zu stellen. Und kurz vor Oeland trafen beide Flotten aufeinander, und eine dreitägige Schlacht, wie sie die Ostsee noch nicht gesehen hatte, nahm ihren Anfang. Und am dritten