Heft 
(1891) 67
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Deutsche Rundschau.

Verbringen, wahrscheinlich bis Neujahr; jedenfalls gedenkt er das Weihnachtsfest daselbst zu feiern. Es werden ihn nur wenige Personen aus seiner nächsten Um­gebung begleiten: Oberst du Plat vielleicht, Capitän Westergaard und Capitän Lundbye gewiß. Ich hielt es für angezeigt, Eure Königl. Hoheit von diesem Entschlüsse Sr. Majestät in Kenntniß zu setzen.

Eurer Königl. Hoheit unterthänigster Blixen Fineke."

Der erste Gedanke nach Lesung dieser Zeilen war gewesen, das Feld zu räumen und noch vor Eintreffen des Königs, also womöglich noch vor Ablauf der nächsten vierundzwanzig Stunden, nach Kopenhagen zurückzukehren. War der König erst da, so war solcher Rückzug, wenn nicht unmöglich, so doch sehr erschwert, weil, bei den persönlich guten Beziehungen zwischen Neffen und Tante, zu klar zu Tage getreten wäre, daß die Prinzessin nur vermeiden wolle, mit der von ihr gehaßten Gräfin Danner unter einem Dache zu sein. Also rasches Ent­schließen war unerläßlich, undAbreise oder nicht" die Frage, die den um die Prinzessin versammelten Kreis beschäftigte, vor Allem Ebba, die mehr Hoff­nungen als Befürchtungen an die Möglichkeit einer raschen Rückkehr knüpfte. Denn einen so fein ausgebildeten Natursinn sie hatte, und so gut ihr Schleppegrell, trotz gelegentlicher Auflehnung gegen ihn und seine ewige Alterthümlerei, gefiel, so war ihr Alles in Allem die Hauptstadt, wo man die Neuigkeiten sechs Stunden früher und außerdem Abends eine Theaterloge hatte, doch um ein Er­hebliches lieber. Die große Fredericksborger Halle war in ihrer Art ein Pracht­stück, gewiß, und wenn die Lichter und Schatten an Wand und Decke hinliefen, so hatte das seine Romantik und feine kleinen Schauer; aber man konnte doch nicht sechs Stunden lang, von Dunkelwerden bis Schlafenszeit, mit immer gleichem Interesse nach Herluf Trolle Hinüberblicken und noch weniger auf die große Seeschlacht und den in die Lust fliegendenMakellos".

Ja, die Rückkehr, wenn die Entscheidung bei Ebba gelegen hätte, wäre rasch beschlossen worden; die Prinzessin aber, die schon aus Aberglauben von einem Platze nicht gern fort wollte, den sie sich durch Jahrzehnte hin als ihren Weih­nachtsplatz anzusehen gewöhnt hatte, verharrte, ganz gegen ihren sonstigen Charakter, in einer gewissen llnschlüssigkeit und war froh, als Holk bemerkte: Verzeihung, Königl. Hoheit, aber steht es denn überhaupt fest, daß die Gräfin den König begleiten wird? Se. Majestät, so viel ich Weiß, ist voll Rücksicht gegen Eure Königl. Hoheit und kennt nicht nur Dero Gefühle, sonder respectirt sie auch. Er läßt sich dadurch in seiner Neigung nicht beirren und kann auch nicht, wenn das Volk Recht hat, das an eine Art Hexenzaüber glaubt, worin ihn die Danner eingesponnen; aber er kann in seiner Neigung durchaus beharren und die Gräfin doch drüben in Skodsborg belassen. Er besucht sie dann jeden Tag, was ihm vielleicht noch besser behagt, als sie von Morgen bis Abend um sich zu haben. Denn jede Stunde sie mit Liebesaugen anzusehen, wenn es solche Zeiten überhaupt für ihn gegeben hat, das sind doch Wohl Tempi xassatl."

Wer weiß," lachte die Prinzessin.Sie sehen, lieber Holk, in dem Be­hextsein etwas wie etwa das intermittirende Fieber und glauben an freie Tage.