Heft 
(1891) 67
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Deutsche Rundschau.

gute Nacht gehabt habe. Durch eben dieselbe Kammerfrau, mit der er schm gestern gesprochen, ließ er aufragen, ob Königliche Hoheit seine Gegenwart zi befehlen geruhe. Und gleich danach trat er bei ihr ein, denn sie hatte ihn Wissel lassen, sie wünsche dringend ihn zu sprechen.

Das Zimmer war dasselbe, darin er, gleich am Tage nach seiner Ankunft seine erste Audienz bei der Prinzessin gehabt hatte. Da hing noch das groß Bild König Christian's VIII. und gerade gegenüber das des verstorbenen Land grafen, der Flor um den Rahmen noch grauer und verstaubter als damals Auf dem Sopha, unter dem Bilde des Königs, saß die alte Dame, verfallen und zusammengeduckt, von Prinzessin nicht viel und von ssprit-kort keine Spm Es war ersichtlich, daß sie wenn auch von ihrer eigentlichen Krankheit so gu wie genesen den Schreck und die Aufregung der letzten Fredericksborge Stunden noch keineswegs überwunden hatte. Jede Spannkraft fehlte, das Aug war matt und müde.

Das war eine schlimme Nacht, lieber Holk. Sie sehen mich noch unter de Nachwirkung von dem Allen. Und doch, was bedeutet es neben dem, was Si durchzumachen hatten. Und Ebba mit Ihnen. Ein Wunder, daß Sie geretll Wurden, wie man mir übrigens erzählt hat, durch Ihre Geistesgegenwart. Jc habe Sie sehen und Ihnen bei der Gelegenheit aussprechen wollen, wie groß meir Dankbarkeit ist. Solche Dinge bleiben unvergessen. Und nun gar erst vo Seiten Ebba's. Sie kann Ihnen dies nie vergessen und wird sich Ihnen, desse bin ich sicher, durchs Leben hin verbunden fühlen."

Es waren dies Worte, die, nach ihrem Inhalte, für Holk und Alles das, wa schon ans seiner Lippe zitterte, nicht glücklicher gewählt sein konnten, und eine Augenblick stand er auch wirklich auf dem Punkte, an die Prinzessin heranzr treten und unter Wiederholung und Ausdeutung ihrer eigenen Worte sein Hei vor ihr auszuschütten und seine Pläne sie wissen zu lassen. Aber so sehr dk Inhalt der Worte dazu auffordern mochte, nicht die Haltung der Prinzessü nicht der Ton, in dem ihre Worte gesprochen wurden. Alles klang bemal leblos, und Holk, so stark seine Seele nach Gewißheit und Abschluß drängt fühlte doch deutlich, daß dies nicht der denkbar beste, sondern umgekehrt eh> der denkbar schlechteste Moment für sein Geständniß sein würde. Von der fre geistigen Prinzessin, die sonst ein Herz oder doch mindestens ein Interesse si Escapaden und Mesalliancen, für Ehescheidungen und Ehekämpfe hatte, war i der alten Dame, die da vollkommen greisenhaft unter dem feierlichen Königsbill saß, auch nicht das Geringste mehr wahrzunehmen, und was statt dessen ar ihrem eingefallenen Gesicht herauszulesen war, das predigte nur das Eine, da bei Lebenskühnheiten und Extravaganzen in der Regel nicht viel herauskomm und daß Worthalten und Gesetzerfüllen das allein Empfehlenswerthe, m Allem aber eine richtige Ehe (nicht eine gewaltsame) der einzig sichere Hafen sc Holk hätte die Schrift gern anders entziffert, es war aber nicht möglich ur verbot sich in so hohem Grade, daß er, statt irgend welche Confessions zu mache sich darauf beschränkte, die Prinzessin um einen mehrtägigen Urlaub anzugehe Ein klarer Plan stand ihm dabei keineswegs vor der Seele, so wenig, daß aus eine diesbezügliche Frage nicht Antwort gewußt hätte; die Prinzessin abe