Erinnerungen an Heinrich Schliemann.
Bon
Arthur Milch Hofer.
Mit Heinrich Schliemann ist eine der merkwürdigsten und am meisten bemerkten Persönlichkeiten, welche die Alterthumsforschung jemals in ihren Reihen hatte, aus dem Leben geschieden. Schliemann hat diesen Zweig der Wissenschaft geradezu in weitesten Kreisen populär gemacht. Den Schlüssel zu solchem Erfolge, wie zu allen anderen, liefert in erster Linie seine eigenartige Persönlichkeit. Die scheinbar widerstrebenden Eigenschaften des Enthusiasten — um nicht zu sagen des Schwärmers — und des vielgewandten Praktikers vereinigten sich in ihm zu einem realistischen, von zähester Energie und Ueberzeugungstreue getragenen Idealismus.
Schliemann hat selber diese persönliche Seite seiner Leistungen durchaus in den Vordergrund gerückt; sein ganzes früheres Leben, die wechselvollen Schicksale seiner Jugendzeit, wie den kühnen und rapiden Ausstieg zum großen Kaufherrn, zum vielfachen Millionär betrachtet und schildert er ausdrücklich nur als Vorstufen zur Verwirklichung seiner letzten Ziele. Auch in dieser Epoche, den zwei Decennien seiner Forscherthätigkeit, ist er der Gleiche geblieben, bei allen Wandlungen, die er an sich vollzog. Vorzüge und Schwächen entspringen aus demselben Grunde, und so lenkt sich das Interesse immer wieder auf das Charakterbild des Mannes zurück.
Nachfolgende „Erinnerungen" haben daher den Zweck, einige Züge desselben sestzustellen, wie sie mir gerade in Folge persönlicher Berührungen lebhafter entgegentraten. Die tatsächlichen Ereignisse aus Schliemann's Bildungsgang und späterer Wirksamkeit auf elastischem Boden sind ja weithin bekannt und insbesondere dem Leserkreise dieser „Rundschau" schon öfter vorgeführt worden H. Es schien somit für den Wunsch, dem Abschlüsse seiner Laufbahn auch an dieser Stelle ein Gedenkblatt einznfügen, fast nur eine solche Nachlese übrig zu bleiben.
Bergt. Deutsche Rundschau, 1876, Bd. VII, S. 252 ff.: Roßmann, Ueber Schliemann's Troja; 1877, Bd. XI, S. 214 ff.: Lang, Argos und Mykenä; 1880, Bd. XXII, S. 26 ff.: Virchow, Troja und der Burgberg von Hissarlik; 1881, Bd. XXVII, S. 392ff.: Milchhöfer: Heinrich Schliemann. Die Redaction der „Deutschen Rundschau".