Organisation und Unternehmensentwicklung 43
me im Chef-Büro ergeben“.** Für die anderen Mitarbeiter, die Spezialisten und die Führungskräfte im unteren Bereich gilt diese aufschiebende Wirkung jedoch nicht. Deshalb soll abschließend betrachtet werden, von welchen Qualifikationsänderungen am Arbeitsplatz generell auszugehen ist.
Die verschiedenen Einflüsse der technischen Entwicklung auf Qualifikationsanforderungen werden sehr unterschiedlich beurteilt. Generell werden hier vier verschiedene Entwicklungsrichtungen diskutiert:
„1. Die Dequalifizierungsthese
2. Die Polarisierungsthese
3. Die Höherqualifizierungsthese
4. Die Andersqualifizierungsthese“45
Nach der Dequalifizierungsthese werden im Zuge des technischen Fortschritts vor allem solche Arbeitsplätze geschaffen, die geringe berufliche Kenntnisse und Fertigkeiten verlangen und wenig Verantwortung erfordern. Erworbene berufliche Qualifikationen werden dabei zum Teil überflüssig, so daß die von der technischen Veränderung betroffenen Arbeitnehmer eine berufliche Dequalifizierung erfahren.%
Die Polarisierungsthese geht davon aus, daß ein Teil der Arbeitsplätze fortlaufend höhere Qualifikationen erfordert, ein anderer Teil erfordert durch Automatisierung und andere Formen des technischen Wandels Fließbandarbeiten und ähnliche monotone Tätigkeiten, die nur geringe Fertigkeiten und geringe Kenntnisse voraussetzen. Für diesen Teil der Beschäftigten bedeutet die technische Entwicklung dann eine Entwertung zuvor erworbener Qualifikationen und Berufserfahrungen.
Nach der Höherqualifizierungsthese ist davon auszugehen, daß moderne Technologien die Erwerbstätigen mehr und mehr von einfachen, sich wiederholenden und schematischen Routinearbeiten entbinden und ihnen die Möglichkeit geben, sich komplizierten und daher abwechslungsreicheren Tätigkeiten mit planenden, konstruierenden, organisierenden, wartenden, reparierenden oder anderweitigen kreativen Inhalten zuzuwenden. Begründet wird diese These vor allem damit, daß es immanentes Funktionsprinzip moderner Maschinen, Automaten oder Prozesse sei, in mathematischen Alogarithmen faßbare Aufgaben zu übernehmen.*7
Wenn also durch technische Innovationen menschliche Arbeit substituiert wird, dann kann es sich nach dieser These nur um Tätigkeiten mit geringen kreativen und kognitiven Inhalten handeln. Einen der Höherqualifizierungsthese entsprechenden Zusammenhang zwischen Qualifikationsanforderungen und Technisierungsgrad zeigt die folgende Abbildung 16a.