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Organisation, Führung und Personalmanagement : neue Perspektiven durch Flexibilisierung und Individualisierung / von Dieter Wagner
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Organisation und Unternehmensentwicklung 43

me im Chef-Büro ergeben.** Für die anderen Mitarbeiter, die Spezialisten und die Führungskräfte im unteren Bereich gilt diese aufschiebende Wirkung jedoch nicht. Deshalb soll abschließend betrachtet werden, von welchen Qualifikations­änderungen am Arbeitsplatz generell auszugehen ist.

Die verschiedenen Einflüsse der technischen Entwicklung auf Qualifikationsan­forderungen werden sehr unterschiedlich beurteilt. Generell werden hier vier ver­schiedene Entwicklungsrichtungen diskutiert:

1. Die Dequalifizierungsthese

2. Die Polarisierungsthese

3. Die Höherqualifizierungsthese

4. Die Andersqualifizierungsthese45

Nach der Dequalifizierungsthese werden im Zuge des technischen Fortschritts vor allem solche Arbeitsplätze geschaffen, die geringe berufliche Kenntnisse und Fertigkeiten verlangen und wenig Verantwortung erfordern. Erworbene berufli­che Qualifikationen werden dabei zum Teil überflüssig, so daß die von der tech­nischen Veränderung betroffenen Arbeitnehmer eine berufliche Dequalifizie­rung erfahren.%

Die Polarisierungsthese geht davon aus, daß ein Teil der Arbeitsplätze fortlau­fend höhere Qualifikationen erfordert, ein anderer Teil erfordert durch Auto­matisierung und andere Formen des technischen Wandels Fließbandarbeiten und ähnliche monotone Tätigkeiten, die nur geringe Fertigkeiten und geringe Kenntnisse voraussetzen. Für diesen Teil der Beschäftigten bedeutet die techni­sche Entwicklung dann eine Entwertung zuvor erworbener Qualifikationen und Berufserfahrungen.

Nach der Höherqualifizierungsthese ist davon auszugehen, daß moderne Tech­nologien die Erwerbstätigen mehr und mehr von einfachen, sich wiederholenden und schematischen Routinearbeiten entbinden und ihnen die Möglichkeit geben, sich komplizierten und daher abwechslungsreicheren Tätigkeiten mit planenden, konstruierenden, organisierenden, wartenden, reparierenden oder anderweitigen kreativen Inhalten zuzuwenden. Begründet wird diese These vor allem damit, daß es immanentes Funktionsprinzip moderner Maschinen, Automaten oder Prozesse sei, in mathematischen Alogarithmen faßbare Aufgaben zu überneh­men.*7

Wenn also durch technische Innovationen menschliche Arbeit substituiert wird, dann kann es sich nach dieser These nur um Tätigkeiten mit geringen kreativen und kognitiven Inhalten handeln. Einen der Höherqualifizierungsthese entspre­chenden Zusammenhang zwischen Qualifikationsanforderungen und Technisie­rungsgrad zeigt die folgende Abbildung 16a.