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Organisation, Führung und Personalmanagement : neue Perspektiven durch Flexibilisierung und Individualisierung / von Dieter Wagner
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110 Flexible Organisationsstrukturen

daß ihr zeitliches Ende oft unbestimmt ist und der ursprüngliche Auftrag ob­solet geworden ist,

daß die handelnden Personen im Kollegium sich gegenseitig blockieren und keine wirksamen Entscheidungen getroffen werden können,

aus funktionalen oder personalen Gründen das Kollegium an Bedeutung ver­loren hat. So können verschobene Akzente in der Unternehmenspolitik oder durchsetzungsschwache Kollegiumsmitglieder die Ursache dafür bilden, daß ein bestimmtes Kollegium nicht mehr ernstgenommen oder überhaupt nicht mehr wahrgenommen wird.

Kollegien können also, bei aller Vielfalt der Anwendungsbedingungen und situa­tiven Merkmale insbesondere nur dann erfolgreich sein, wenn ihre Aufgaben­stellung noch sinnvoll ist, die Zusammensetzung und die Arbeitsweise des Kolle­giumsstimmt und die Umsetzung der Ergebnisse gewährleistet ist.

Die Unbestimmtheit der zeitlichen Geltungsdauer gilt immerhin nicht bei der Projektgruppe, auf die im nächsten Abschnitt näher einzugehen ist.

(2) Projektgruppen

Die Projektgruppe ist als eine Strukturalternative zur Bewältigung befristeter Aufgaben anzusehen, die sich schon in vielen Fällen praktisch bewährt hat. Ihre Vorteile liegen darin, daß die für ein bestimmtes Problem am besten geeigneten Personen aus verschiedenen Unternehmensbereichen ohne übertriebene Rück­sicht auf Statusfragen für einen bestimmten Zeitraum zusammenarbeiten kön­nen. Hierdurch entsteht zeitweilig eine Art Nebenstruktur zur herkömmlichen (hierarchischen) Organisation. In der Literatur wird häufig das Problem geschil­dert, daß für Mitarbeiter, die hauptamtlich für ein Projekt arbeiten, Eingliede­rungsprobleme entstehen, wenn das Projekt beendet ist. Dabei besteht eine ähn­liche Problematik wie bei der zeitweiligen Versetzung in das Ausland. Durch eine gezielte Personalplanung sind jedoch Lösungsmöglichkeiten denkbar.

Wichtig für den effizienten Einsatz von Projektgruppen ist, daß sie nur dann eingesetzt werden, wenn sie auch tatsächlich notwendig sind und eine der Pro­blemstellung angemessene, aber zügige Terminplanung erfolgt. Sonst besteht die Gefahr, daß Projektgruppen allzu häufig gebildet werden und den Vorwand für endlose, unergiebige Besprechungen liefern.

Richtig gehandhabt, sind Projektgruppen jedoch aus sachlichen und aus füh­rungspsychologischen Gründen zu begrüßen. In letzterer Hinsicht kann die Teil­nahme an entsprechenden Arbeitskreisen ein Test für die spätere Übernahme verantwortungsvoller Führungspositionen sein und ist insofern mit einem As­sessment-Center aber unter firmenspezifischen Prüfungsbedingungen zu vergleichen. Insbesondere kann die Fähigkeit zur Moderation unterschiedlicher