Führung und Organisation 213
4. Organisationsentwicklung als partizipative Kombination von Organisation und Führung?
4.1 Begriffliche Grundlagen
Obwohl immer häufiger von„Organisationsentwicklung“ gesprochen wird, besteht dennoch in vielen Unternehmen Unklarheit, was darunter zu verstehen ist. Es besteht sogar die Gefahr, daß Organisationsentwicklung lediglich als ein Schlagwort gebraucht wird, das Modernität und Anpassung an die„neueste“ Entwicklung suggeriert. Deshalb ist es zu begrüßen, daß die Veröffentlichungen zunehmen, in denen der Versuch gemacht wird, Ansätze der Organisationsentwicklung zu erklären und Möglichkeiten der praktischen Verwirklichung zu zeigen.$4
Organisationsentwicklung hat sehr viel mit der Entwicklung von Organisationsstrukturen zu tun, aber auch mit Gruppendynamik oder„sensitivity training“. Organisationsentwicklung bezieht sich insgesamt auf die optimale Berücksichtigung sowohl sachlicher als auch humaner Belange, durch welche der Wandel organisatorischer Strukturen und Prozesse erforderlich wird und die im Rahmen notwendiger Anpassungsprozesse zu beachten sind(vgl. Abb. 99).
4.2 Merkmale der Organisationsentwicklung
Das Verwirrende an der Organisationsentwicklung ist, daß sie vieles zugleich ist. Ihre Wurzeln sind sowohl im wissenschaftlichen als auch im praktischen Bereich zu finden. Insofern ist Organisationsentwicklung gleichermaßen ein organisationstheoretischer Ansatz(neben vielen anderen) mit starkem praktischem Bezug, der ausdrücklich die aktive Mitwirkung der von Veränderungen betroffenen Mitarbeiter voraussetzt(„die Betroffenen zu Beteiligten machen“) und sich damit insgesamt sehr stark von herkömmlichen Organisations- und anderen Managerinstrumenten unterscheidet. Der praktische Nutzen der Organisationsentwicklung kann darin gesehen werden, daß konzeptionelle Planungs- und Entwicklungsprozesse von denen durchgeführt werden, die unmittelbar von den Ergebnissen betroffen sind. Einen Überblick über die damit verbundenen Ziele gibt Abb. 100.56
Damit liegt ein wesentlicher Unterschied zum klassischen Beraterkonzept vor. Bei diesem werden von externen Beratern Ist-Aufnahmen durchgeführt und zu Gestaltungsvorschlägen verarbeitet, die in erster Linie mit der Unternehmensführung und evtl. einem kleineren Kreis oberer Führungskräfte besprochen werden.