Druckschrift 
Organisation, Führung und Personalmanagement : neue Perspektiven durch Flexibilisierung und Individualisierung / von Dieter Wagner
Seite
216
Einzelbild herunterladen

216 Führung und Organisation

wunderlich, wenn bei dieser Vorgehensweise vielfach Gerüchte und Spekulatio­nen über mögliche Änderungen entstehen und bei der Umsetzung der von der Beratungsfirma aufgestellten Pläne in die Praxis versteckter oder offener Wider­stand geleistet wird.

Sicherlich gibt es vielfach gute Gründe, wenn einem Beratungsinstitut ein Reor­ganisationsauftrag übergeben wird. So ist es ebenso sinnvoll, wenn die wichtig­sten Wettbewerber erst relativ spät von geplanten Änderungen erfahren sollen. Darüber hinaus verfügen renommierte Beratungsunternehmen über Erfahrun­gen aus verschiedenen Branchen, wodurch eine gewisse Betriebsblindheit ver­mieden wird, die z.B. bei der eigenen Organisationsabteilung vorliegen kann. Grundsätzlich wird jedoch der Fehler begangen, daß die von evtl. Änderungen Betroffenen zu wenig gehört werden.

Dabei verfügen sie oft über eine große Sachkenntnis und wertvolle Informatio­nen, die für die Entwicklung einer Neukonzeption von Nutzen sein können. Die Ansätze zur Organisationsentwicklung berücksichtigen diesen Sachverhalt, wenn auch vielfach übersehen wird, daß zwischen Beratungsfirmen bzw. inter­ner Organisationsabteilung einerseits und den betroffenen Fachabteilungen an­dererseits eine gewisse Arbeitsteilung vorgenommen werden kann. Dies könnte u.U. bedeuten, daß externes Gedankengut bei der Entwicklung von Grobkon­zeptionen berücksichtigt wird und alle übrigen Aktivitäten intern erfolgen. Auf jeden Fall ist jedoch eine stärkere und frühere Information der Betroffenen er­forderlich. Mitwirkung und umfassende Information ist wiederum ein wesent­liches Merkmal von praktischer Organisationsentwicklung.

Wichtig ist die Philosophie,die Betroffenen zu Beteiligten zu machen. Dies bedeutet möglichst frühzeitige und umfassende Mitarbeit derjenigen, auf die Veränderungen zukommen werden. Wenn dieser Grundsatz konsequent befolgt wird, werden Widerstände gegen Neuerungen abgebaut. Statt dessen werden po­sitive Problemlösungen angeregt, die auchvor Ort akzeptiert werden.

4.3 Spezielle Formen der Organisationsentwicklung: Qualitätszirkel und Lernstattkonzepte

Diese Überlegungen gelten auch für spezielle Formen der Organisationsentwick­lung, d.h. insbesondere für Qualitätszirkel® und Lernstattkonzepte.5 Aber auch das betriebliche Vorschlagswesen läßt sich als gemeinsamer Vorgang der Ideenfindung mit OE-Konzepten verbinden. Unter einem Qualitätszirkel wird allgemein verstanden:

® eine Serie von freiwilligen, regelmäßig durchgeführten und moderierten Ge­sprächsrunden in kleinen Gruppen,

® deren Teilnehmer Probleme bzw. Schwachstellen des eigenen Arbeitsberei­ches identifizieren und analysieren,