Druckschrift 
Organisation, Führung und Personalmanagement : neue Perspektiven durch Flexibilisierung und Individualisierung / von Dieter Wagner
Seite
243
Einzelbild herunterladen

Organisation, Führung und Personal 243

Dies gilt auch für Telefonanrufe. Das Gespräch sollte nach Möglichkeit auch nicht am Schreibtisch stattfinden, der leicht als Barriere empfunden wird, son­dern in einem besonderen Besprechungszimmer oder einer Besprechungsecke. Ein Bewerbungsgespräch kann ohne weiteres eine Stunde überschreiten. Dabei hängt es auch davon ab, wer neben dem Bewerber an dem Gespräch teilnimmt und wie viele Gespräche ggf. stattfinden. In Betracht kommen:

ein Mitarbeiter der Personalabteilung(Personalreferent, Personalleiter),

der unmittelbare Vorgesetzte, mit dem der neue Mitarbeiter direkt zusam­menarbeiten wird,

ein weiterer Fachvorgesetzter(z. B. Vorstandsmitglied, Ressort- oder Haupt­abteilungsleiter, Prokurist), der den Bereich leitet, in dem der Bewerber ein­gesetzt werden soll.

Da unter Umständen zwei bis drei Gespräche hintereinander geführt werden, kann für den Bewerber insgesamt ohne weiteres ein halber Tag zusammenkom­men.

Beim Gespräch hat der Bewerber Gelegenheit, sich persönlich zu präsentieren. Der Interviewer hat die Chance, Fragen zu stellen, die unmittelbar und direkt be­antwortet werden müssen und dabei Aufschluß geben über wichtige Persönlich­keitsmerkmale des Bewerbers.

Darüber hinaus sind Fragen des Bewerbers zu beantworten, z. B. hinsichtlich des Unternehmens und seiner wirtschaftlichen Entwicklung, des Arbeitsplatzes und seiner Anforderungen, der zukünftigen Vorgesetzten, Mitarbeiter und Kollegen, der Konditionen des neuen Arbeitsvertrages(Gehalt, Tantieme, Nebenleistun­gen), sonstigen Sozialleistungen(z. B. Deputate, Urlaubsgeld, Betriebssport etc.) sowie der Weiterbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten. Hier haben die Vertreter des Unternehmens Gelegenheit, für ihre Organisation zu werben und auch für den Fall einer Absage an den Bewerber etwas Werbung zu betreiben. Ansonsten sind verschiedene Gesprächsregeln zu beachten. Folgende Verhaltensweisen sind empfehlenswert:

Kontakt zum Bewerber herstellen,

gezielte, halbstandardisierte Fragen stellen(z. B. bisherige Erfolge und Miß­erfolge, fachliche Neigungen und Abneigungen, Weiterbildungsaktivitäten, bevorzugte Führungseigenschaften, angestrebte Ziele und Positionen in den nächsten Jahren),

kurze Fragesätze verwenden,

Widersprüche sorgfältig prüfen und aufklären,

keinen Prüfungsstil anwenden,

keine Suggestivfragen stellen,

manchmal auch Streßgespräche führen(insbesondere dann, wenn die zu be­setzende Position mit Streß verbunden sein kann),