246 Organisation, Führung und Personal
Dieser Einwand ist sicherlich grundsätzlich richtig. Es sollte jedoch nicht übersehen werden, daß auch bei Investitionsrechnungen(Kapitalwertmethode, interner Zinsfuß) bestimmte Annahmen über die Zukunft zu treffen sind, die nicht unbedingt realistisch zu sein brauchen.
Bei psychologischen Tests kann durchaus von einer beachtlichen Diagnosefähigkeit ausgegangen werden. Anwendungsempfehlungen sind jedoch um so schwieriger, je komplexer das Anforderungsprofil für eine Position ist.
Deshalb wird in vielen Fällen versucht, sich an„erfolgreichen“ Managern und Spezialisten zu orientieren oder Denk- und Verhaltensweisen als Maßstab für den Positionsbewerber aufzustellen. Auf diese Weise wird versucht, das nach wie vor vorhandene Defizit der Führungsforschung zu umschiffen, wonach der Führungserfolg von sehr vielen Merkmalen wie z. B. Persönlichkeitsmerkmale, Situation, Struktur, Umwelt etc. abhängt.
Der Einsatz von Tests ist nicht zuletzt auch von Vorurteilen abhängig. Schrankenlosen Befürwortern stehen erbitterte Skeptiker gegenüber. Dabei ist sicherlich viel persönliche Überzeugung im Spiel, wenn entsprechende Auswahlinstrumente über das traditionelle Einstellungsinterview hinaus eingesetzt werden. Die Auswahl ist jedenfalls groß. Viele Personalberater sind gern bereit, ihre Verfahren vorzustellen.
® Standardisierte Interviews
Standardisierte Interviews können das traditionelle Interview nicht ersetzen, aber ergänzen. Etwa eine halbe Stunde wird benötigt, um einen Katalog von Fragen z.B. zur persönlichen Leistungsmotivation, Problemlösungsfähigkeit und Belastbarkeit zu stellen.
Die Auswertung ist relativ einfach und schnell. Die Ergebnisse können ebenfalls einfach quer verglichen werden. Die Fragen orientieren sich an Ansichten und Einstellungen, wie sie bei erfolgreichen Unternehmen generell oder bei einem bestimmten Unternehmen darüber hinaus noch speziell vorliegen sollten. Einen Ausschnitt aus einem entsprechenden Fragenkatalog zeigt Abb. 110.
® Biographischer Fragebogen
Der biographische Fragebogen ähnelt dem standardisierten Interview. Der Fragenkatalog ist jedoch umfangreicher. Er beschäftigt sich z.B. mit den wichtigsten Lebensphasen und Lebensbereichen, der Person des Ehepartners, Einstellungen und Wünschen, Hobbys und Freizeitbeschäftigungen.