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Organisation, Führung und Personalmanagement : neue Perspektiven durch Flexibilisierung und Individualisierung / von Dieter Wagner
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254 Organisation, Führung und Personal

Geht man von dem programmatischen Anspruch aus, der in vielen Führungs­grundsätzen hierzu erhoben wird, dann haben Mitarbeiter einen Anspruch auf sachgerechte Beurteilung, sollen regelmäßig Gespräche stattfinden, bildet die Beurteilung die Grundlage für den richtigen Einsatz der Mitarbeiter und ist Grundlage der Mitarbeiterförderung.? Versteht man unter der Personalführung in einer Unternehmung eine Managementfunktion, die in der persönlichen Ein­flußnahme von Vorgesetzten oder anderen von der Unternehmensleitung aus­drücklich ermächtigten Personen(z.B. dem Personalleiter als Vertreter des Ar­beitgebers) auf das Verhalten von Mitarbeitern zur Realisierung bestimmter Zie­le zum Ausdruck kommt, wird der Stellenwert von Beurteilungen unmittelbar einsichtig.

Im Zusammenhang mit anderen Elementen der Personalführung, insbesondere

Ziele festlegen und planen,

Verantwortung und Kompetenzen übertragen, informieren,

Entscheidungen treffen,

kontrollieren,

Mitarbeiter fördern,

spielt die Beurteilung die Rolle eines unentbehrlichen Zwischengliedes im Mana­gementprozeß. Dabei gibt es immer wieder Zweifel über den Stellenwert formali­sierter Beurteilungssysteme sowohl aus praktischer wie aus theoretischer Sicht.

(1) Formalisierte Beurteilungen: Formen und Anlässe

Beurteilungen können in vielfältiger Form erfolgen. Sie können schriftlich, aber auch mündlich vorgenommen werden; meistens handelt es sich um eine Kombi­nation beider Möglichkeiten. Letzteres ist dann der Fall, wenn von einem forma­lisierten Beurteilungsverfahren ausgegangen wird, das die Grundlage für das Be­urteilungsgespräch bildet.%®

Formalisierte Beurteilungssysteme sind weit verbreitet und haben in viele Tarif­verträge Eingang gefunden. Trotzdem sind sie nicht unumstritten. Für manche Gewerkschaften und viele Betriebsräte sind Leistungsbeurteilungen oft nicht mehr als einlästiges Übel, das lediglich dann gern gesehen wird, wenn die Mit­arbeiter zusätzliches Entgelt erhalten.** Bei umfassenderer Anwendung des Lei­stungsprinzips können sie jedoch wegen der Gefahr sinkender Zusatzentgelte auch Ärger bei den Arbeitnehmern verursachen. Für die Arbeitgeberverbände oder verschiedene Fachverbände(z.B. REFA) sind Leistungsbeurteilungssyste­me wiederum ein wesentlicher Bestandteil der Entgeltermittlung, auf die man, weil esja keine Alternative gibt, nicht verzichten kann.